Wachstum scheinbar ohne Ende

Der größte deutsche Großhändler von Landwirtschaftsreifen heißt Bohnenkamp (Osnabrück), der prognostizierte Umsatz in 2007 liegt bei 140 Mio. Euro. Dass das Unternehmen über Jahre hinweg und völlig ohne Einbrüche immer wieder 20-Prozent-Umsatzsprünge macht, ist erfreulich, hat aber auch eine Schattenseite: Wo soll man sich auf dem Betriebsgelände noch ausweiten, fragt der Vorstandsvorsitzende Willi-Bernd Bothe mit Blick auf eine Luftaufnahme im Rahmen der Agritechnica. Hier wird noch angrenzendes Land erworben, dort haben alte Hallen einem moderneren Bau zu weichen. In die Höhe zu gehen ist bei Großreifen wie für die Landwirtschaft nicht unproblematisch. Gitterboxen wie für Pkw-Reifen sind da nicht möglich, außerdem müssen hier mal zwei Großreifen in 710/70 R38 mit vier Kleinreifen in 4.00 – 16 für eine Bestellung zusammengestellt und da MPT-Reifen 7.50 – 18 mit Forstreifen in 600/55 – 26.5 für eine Auslieferung fertig gemacht werden. Die unglaubliche Vielseitigkeit eines Spezialisten für Landwirtschaftsreifen ist manchmal auch Last. Das Team im Lager sollte möglichst nicht weite Strecken zurücklegen müssen und damit allzu viel Zeit benötigen, um Ware zusammenzustellen und schnell zu den Kunden transportieren zu können. Wie das bei Bohnenkamp angesichts der so stark gestiegenen Umsätze auch künftig realisiert werden kann, dafür wird gerade eine „Machbarkeitsstudie“ erstellt.

Und als ob die Vielfalt noch nicht atemberaubend groß genug wäre, hat die Firma Bohnenkamp ihr Produktportfolio jüngst um die Marke Firestone ergänzt. Zwei Gründe für die Aufnahme von AS-Reifen in radialer Bauweise, Standardreifen der 80er Serie, Breitreifen der 65er und 70er Serie sowie Super-Large-Reifen dieser Weltmarke sind die zunehmende Fertigung der Firestone-Produkte im spanischen Bridgestone-Werk Puente San Miguel und die Entwicklung der Landwirtschaftsreifen im Entwicklungszentrum bei Rom sowie die Praxiserprobung auf einem nahen Testgelände, ist dadurch doch gewährleistet, dass die Reifen auch den europäischen Anforderungen entsprechen.

Natürlich ist das Landwirtschaftsreifengeschäft die Bohnenkamp-Domäne, darüber hinaus hat das Unternehmen aber auch Felgen sowie weitere Fahrzeugteile bis hin zu Achsen im Programm und blickt auch bei anderen Reifentypen nach links und rechts: vom Pkw- über den Lkw- bis hin zum Baumaschinenreifen. Die (alphabetische) Aufzählung der Exklusivmarken durch Vertriebsleiter Wolfgang Lüttschwager verdeutlicht dies: Alliance, BKT, Cheng Shin (Maxxis), Trailermaxx, kormoran, Mefro (Stahlfelgen), Stocks (Zwillingsräder) und Windpower. Warum das Sortiment bereinigen, wenn doch jedes Jahr bei jedem Produkt – hier konkret nachgefragt für Lkw-Reifen der China-Marke Windpower – satte Zuwächse zu verzeichnen und die Reklamationsquoten durchaus auf dem Niveau der großen Weltmarken sind, entgegnet Lüttschwager.

Dass der 353 Quadratmeter große Agritechnica-Messestand sich in 2007 von dem von 2005 unterscheiden musste, ist auch darin begründet, dass ein „Eckpfeiler“ dieses Mal (siehe an anderer Stelle in dieser Rubrik) einen eigenen Auftritt gewählt hatte: BKT (Balkrishna Tyres) aus Indien. Zwar bleiben die Inder im Ersatzgeschäft weiterhin ein Bohnenkamp-Exklusivpartner, ihr strategisches Ziel ist es aber, auch in die Erstausrüstung mit signifikanten Stückzahlen vorzudringen. Die anderen beiden „Eckpunkte“ von 2005 – Alliance und die Michelin-Marke kormoran – hatten aber auch in 2007 genügend Neuerungen, um sich auf dem Stand von Bohnenkamp bestens zu platzieren. So die Alliance-Reifen Agristar oder die bewährten Budgetprodukte aus dem Michelin-Portfolio unter dem Markennamen kormoran und dabei als Ausstellungsstücke die Radialreifen Ekopro in 16.9 R30 und den AN-25 in 520/70 R34.

Alliance-Reifen vermarktet Bohnenkamp seit 2001 nicht nur in Deutschland exklusiv, sondern auch in Österreich, Ungarn, Tschechien und der Slowakei (wo das Unternehmen im Ort Modra seit etwa einem Jahr eine Niederlassung unterhält). Neu ist vom Profil Agristar 385 die Reifengröße 650/85 R38 mit Tragfähigkeiten von 6.500 Kilogramm sowohl bei 40 als auch bei 50 km/h oder das Profil 375 Agristar in 1050/50 R32, das sich mit seinem großen Volumen für Rüben- und Kartoffelroder, Mähdrescher sowie große Streuer und Spritzgeräte empfiehlt – das ist die Spitzentechnologie eines auf dieses Metier spezialisierten Reifenherstellers wie Bohnenkamp ein auf Landwirtschaftsreifen spezialisierter Großhändler ist. Und übrigens haben beide so ihre Nischen, wo aus den Spezialisten diversifizierte Reifenfirmen mit zusätzlichen Qualitäten werden.

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