Russische Reifen für die deutsche Landwirtschaft

Sibur-Russian Tyres (SRT) gehört zu hundert Prozent der Sibur-Holding, die wiederum zu hundert Prozent dem auch hierzulande bestens bekannten mächtigen Großkonzern Gazprom gehört. Amtel-Vredestein hat in manchen Segmenten wie Pkw-Reifen zwar die Nase vorne, ist aber bei genauerem Hinsehen und über das gesamte Reifenspektrum betrachtet die Nummer 2 im russischen Heimatmarkt, deutlich hinter SRT. Bei Landwirtschaftsreifen, bei denen die Nutzfahrzeugreifenmarke TyRex um die Zusätze „Agro“ und „VL“ ergänzt wird, ist die Marktführerschaft Siburs im Heimatland jedenfalls völlig unstrittig und der repräsentative Messestand im Rahmen der Agritechnica beweist, dass hier ein Schwergewicht in den deutschen Landwirtschaftsreifenmarkt drängt.

Wobei: Eigentlich ist SRT im deutschen Markt bereits angekommen, beliefert Händler, die eine auch in anderen Segmenten (SRT ist auch bei Pkw-, LLkw-, Lkw- und sonstigen OTR-Reifen aktiv) vertretene Marke suchen, ebenso wie Spezialisten, blickt Vertriebsmann Detlev Schwarznecker (vormals Kumho) in die Richtung des nahen Standes eines Agrarreifengroßhändlers.
Mehr als jeder zweite in Russland gefertigte Landwirtschaftsreifen kommt aus einer der Sibur-Fabriken. Vier der zur Gruppe gehörenden Reifenfabriken sind mehrheitlich in Sibur-Hand, das Jointventure Matador Omskshina basiert auf einem 50:50-Abkommen. Landwirtschaftsreifen entstammen ganz überwiegend der Fabrik Voltyre-Prom (in Volzhsky im Südwesten des so großen Landes), aus der eine ganz aktuelle Generation von Reifen mit der Aufschrift TyRex Agro in die Märkte rollen soll. Hier werden aber auch die nahen „Verwandten“ der echten Landwirtschaftsreifen hergestellt wie Forst-, Industrie- und Baumaschinenreifen.

Im Gegensatz zu den meisten Wettbewerbern hat Sibur-Russian Tyres in Hannover auch in größerem Umfang Lkw-Reifen ausgestellt, was Oleg Kataev, Geschäftsführer der seit Sommer dieses Jahres in Berlin ansässigen Vertriebsgesellschaft Sibur Reifen Deutschland GmbH, wie folgt begründet: „Die Teilnahme an solch einer bedeutenden Fachmesse wie die DLG Agritechnica 2007 ist eine unerlässliche Bedingung für die effektive Vermarktung der Produkte der Holding Sibur-Russian Tyres an den deutschen Abnehmer. Die Besucher der Fachmesse können umfassende Informationen über unsere Produkte für die Landwirtschaft sowie auch über unser vollständiges Sortiment an Lkw-Reifen erhalten.“ Nun ist die Entfernung nach Volzhsky groß, möchte auch SRT die Versorgung des Marktes optimieren und hält darum, so Schwarznecker, Ausschau nach einem strategisch günstig gelegenen Zentrallager. Denn auch Unternehmen, die stark auf das so genannte Containergeschäft vertrauen, wissen, dass eine gewisse Flexibilität beim Nachschub erforderlich ist, will man sich im Markt nachhaltig etablieren.

Momentan werden etwa 30 Prozent der gesamten Reifenproduktion Siburs exportiert. Die Hauptexportmärkte für die Produkte der Sibur-Russian Tyres sind zurzeit (noch) die GUS-Staaten, die Staaten des Nahen Ostens sowie Ost- und Mitteleuropas. Das Unternehmen ist aber zunehmend auch bei der Vermarktung seiner Produkte auf anderen ausländischen Märkten aktiv: Im Jahr 2006 wurden die Produkte der Holding auf der internationalen Reifenmesse in Deutschland vorgestellt. Im Jahr 2007 hat SRT an einer Reihe von internationalen Messen wie BriTyrex (England), Motortech (Spanien), SEMA (Frankreich) usw. teilgenommen. Und jetzt eben die Agritechnica.

Ob Reifen diagonaler oder radialer Bauart – Sibur hat produktionsseitig den Einstieg in die westlichen Märkte geschafft und bietet auch bereits zahlreiche Größen, die hierzulande benötigt werden. Wobei das Unternehmen natürlich auch von einer geographischen „Gegenbewegung“ profitiert: Die westlichen Hersteller landwirtschaftlicher Fahrzeuge drängen vehement nach Osteuropa. Und sind die Maschinen einmal da, so bedürfen sie auch der Bereifung. Westliche Reifenhersteller haben teilweise in Ländern wie Russland allerdings noch keine so gefestigte Vertriebsstruktur, dass sie diesen Bedarf befriedigen könnten oder sind preislich mit ihren Produkten noch zu weit von den dortigen Marktrealitäten entfernt. Teure Premiumprodukte westlicher Couleur sind für viele Landwirte in weiten Teilen Osteuropas schlicht unerschwinglich. In einer Pressemitteilung aus Anlass der Agritechnica preist SRT zwar auch Kriterien wie Haltbarkeit und Langlebigkeit, vor allem aber beim Preis-Leistungs-Verhältnis erscheinen die Voraussetzungen günstig, dass sich mit diesen „russischen Reifen für die deutsche Landwirtschaft“ nachhaltig ein neuer und respektabler Mitbewerber etabliert.

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