Pirelli jetzt chinesischer Vollsortimenter

Derzeit sind neun der zehn größten Reifenhersteller der Welt in China mit eigenen Produktionskapazitäten vertreten. Zu den Unternehmen, die erst vor kurzem den Sprung auf den riesigen chinesischen Reifenmarkt geschafft haben, gehört Pirelli. Der italienische Konzern betreibt in China seit Sommer 2005 eine Lkw-Reifenfabrik und hat erst Ende November 2007 seine erste Pkw-Reifenfabrik in Betrieb genommen, weshalb man derzeit auch noch zu den kleinsten ausländischen Marktteilnehmern in China zählt. Gerade deshalb, so Luca Cico gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG, stehe dem italienischen Konzern ein überdurchschnittliches Wachstum ins Haus, sei man nun doch für die Anforderungen des chinesischen Reifenmarktes gut aufgestellt, so der Sales & Marketing Director Pirelli China weiter.

Pirelli zeigte aus Anlass der Reifen China in Shanghai zwar ausschließlich das Pkw-Reifensortiment und wies damit gleichzeitig auf die zwei Wochen nach der Messe stattfindende Werkseröffnung in Yanzhou (Provinz Shandong) hin. Jedoch ist es das Lkw-Jointventure, das derzeit den Löwenanteil an Pirellis Umsätzen in China generiert; Pkw-Reifen werden unter eigener Regie erst seit Anfang 2006 verkauft. Gegenwärtig fertigt Pirelli rund 700.000 Lkw-Reifen radialer Bauweise in China und hat dafür bisher rund 190 Millionen Dollar investiert. Durch eine weitere Investition in Höhe von 30 Millionen Dollar soll der Output der Fabrik bis 2009 auf dann 1,2 Millione Lkw-Reifen im Jahr gesteigert werden. Es war zwar ursprünglich auch geplant, die in China gefertigten Tube-Type-Reifen (derzeit noch 100 Prozent des Outputs) im Ausland zu vermarkten, nur hat die hohe Nachfrage nach Pirellis Lkw-Reifen die Pläne offenbar überholt. Noch im Laufe dieses Jahres sollen aber auch die ersten Schlauchlosreifen in der Pirelli-Fabrik gefertigt werden, diese sollen allerdings nicht in China sondern zunächst auf Exportmärkten abgesetzt werden. In der Fabrik werden übrigens seit diesem Jahr keine Reifen der Marke Roadone (Jointventurepartner Pirellis) mehr gefertigt. Es entstehen gegenwärtig 35 verschiedene Dimensionen in der konventionell arbeitenden Lkw-Reifenfabrik.

Der chinesische Lkw-Reifenmarkt wird immer noch stark durch lokale Marken dominiert. Laut Luca Cico haben chinesische Hersteller einen Anteil von rund 80 Prozent am Lkw-Reifenmarkt. Die verbleibenden 20 Prozent des Marktes teilen sich Bridgestone, Michelin, Pirelli, Giti Tire (das Unternehmen ist eine sogenannte „Wholly Owned Foreign Enterprise“, befindet sich also in ausländischem Eigentum) und einige andere, wobei die GT-Gruppe mit ihren Marken GT Radial, Primewell, Greatwall, etc. die Gruppe der ausländischen Marktteilnehmer mit einem Marktanteil von rund 15 Prozent anführen dürfte.

Dabei ist es nach Aussage des Sales & Marketing Director gerade auf dem chinesischen Lkw-Markt schwierig, einträgliche Margen zu erzielen. In diesem Zusammenhang sei der Wettbewerb auf dem Lkw-Reifenmarkt sogar noch stärker als auf dem Pkw-Reifenmarkt, der mittlerweile zu rund 80 Prozent durch westliche Marken dominiert wird. Ob und wie schnell es dem italienischen Pirelli-Konzern gelingen wird, mit der neuen Lkw-Fabrik in die Gewinnzone zu kommen, ließ Luca Cico unbeantwortet, nannte aber die derzeit in China stattfindenden Entwicklungen als nützlich für westliche Lkw-Reifenhersteller.

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