Studie: Automobilstandort Deutschland profitiert von Premium-Trend

In- und ausländische Hersteller werden 2014 rund 900.000 Pkw mehr am Standort Deutschland fertigen als 2006, wie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) in ihrem „Global Automotive Financial Review 2007“ prognostiziert. „Steigende Einkommen in Schwellenländern wie China und Indien führen weltweit zu einer höheren Nachfrage im Premiumsegment. Von diesem Trend kann der Standort Deutschland überdurchschnittlich profitieren. Schon heute können deutsche Premiumhersteller bei manchen Modellen die Nachfrage in China nicht vollumfänglich erfüllen“, erläutert Felix Kuhnert, Leiter der Automobilberatung bei PwC.

Für die globale Automobilindustrie erwartet PwC einen Anstieg der Produktion um 19,1 Prozent auf rund 77,6 Millionen Pkw im Jahr 2014. Auch wenn ein Großteil des erwarteten Zuwachses auf Boomstaaten wie China und Indien entfällt, tragen die etablierten Standorte der Industrieländer voraussichtlich gut ein Drittel zum Volumenanstieg bei.

2014 kommt jeder vierte Pkw aus der BRIC-Region

Im Jahr 2014 rollt fast jeder vierte weltweit produzierte Pkw in Fabriken der so genannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) vom Band. Der Anteil der Region an der globalen Pkw-Produktion dürfte zwischen 2006 und 2014 von 16 Prozent auf 23 Prozent steigen. Auf Nordamerika und Mexiko werden künftig nur noch 21 Prozent (2006: 24 Prozent) entfallen, während der Anteil der EU an der weltweiten Fertigung mit 26 Prozent im Jahr 2014 annähernd stabil bleiben wird (2006: 27 Prozent).

Für die EU erwarten die PwC-Experten einen Produktionsanstieg um rund 2,4 Millionen auf 20,3 Millionen Pkw. Allein im Premiumsegment werden 2014 voraussichtlich rund 930.000 Pkw mehr gefertigt als 2006, davon ein Großteil in Deutschland. Den europaweit zweitgrößten Produktionszuwachs dürfte die Slowakei mit einem Plus von 500.000 Pkw verzeichnen.

Für Nordamerika und Mexiko prognostiziert die Studie bis 2014 einen Anstieg der Pkw-Produktion um rund eine Million auf 16,3 Millionen Pkw. Während die „Big Three“ General Motors (GM), Ford und Chrysler etwa 900.000 Autos weniger als 2006 in ihrer Heimatregion fertigen werden, erweitern asiatische Hersteller wie Toyota, Hyundai und Honda ihre Kapazitäten. Liegt der Anteil nicht-amerikanischer Produzenten an der Fertigungskapazität derzeit bei 34 Prozent, dürfte dieser Wert im Jahr 2014 etwa 43 Prozent erreichen.

In Japan hingegen produzieren die Automobilhersteller im Jahr 2014 voraussichtlich etwa zwei Prozent bzw. 250.000 Pkw weniger als 2006. Das ist einerseits auf den weitgehend gesättigten Inlandsmarkt zurück zu führen, andererseits auf die ausgeprägte Verlagerungsstrategie der japanischen Massenhersteller.

Toyota wächst weiter

Der Toyota-Konzern werde seine Position als weltgrößter Pkw-Hersteller nicht nur verteidigen, sondern den Abstand zur Konkurrenz vergrößern, heißt es in dem Zukunftsszenario. Während Toyota 2006 mit rund 9,7 Millionen produzierten Pkw nur vergleichsweise knapp vor General Motors (9,1 Millionen Pkw) lag, dürfte der japanische Hersteller im Jahr 2014 weltweit rund 11,5 Millionen Fahrzeuge fertigen und damit deutlich mehr als GM (9,8 Millionen Pkw) und Ford (8,2 Millionen Pkw).

Nach den Erwartungen der Analysten folgt den neuen „Big Three“ in 2014 die Renault-Nissan Allianz (8,0 Millionen Pkw), die insbesondere durch die „low cost“-Marke Dacia zulegen kann. Als Fünfter kann sich die Volkswagen-Gruppe als größter deutscher Automobilhersteller behaupten. Für Daimler erwarten die Experten nach der Trennung von Chrysler ein Produktionswachstum um über 20 Prozent auf rund 1,8 Millionen Pkw. Damit wäre der Premiumhersteller 2014 weltweit die Nummer elf.

Auslastung steigt

Die Restrukturierung der Automobilindustrie in Nordamerika und der EU führt in Verbindung mit dem Produktionszuwachs zu einem deutlichen Abbau von Überkapazitäten. Für Europa erwartet PwC einen Anstieg der Kapazitätsauslastung von 75,9 Prozent im Jahr 2001 auf 86,2 Prozent bis 2011. „Die europäische Automobilindustrie wird insgesamt profitabler. Seit den 90er Jahren lag die durchschnittliche Auslastung der Automobilwerke kontinuierlich unter der Schwelle von 80 Prozent“, betont Kuhnert. In Nordamerika dürfte die Auslastung der Automobilwerke von 2006 bis 2014 um knapp fünf Prozent auf durchschnittlich etwa 87 Prozent steigen.

Der anhaltende Preisdruck seitens der Endabnehmer und steigende Kosten für Rohstoffe und Material bedrohen viele Zulieferer in ihrer Existenz. So lag die durchschnittliche Netto-Umsatzrendite der unabhängigen Zulieferer im Geschäftsjahr 2006 bei lediglich 0,77 Prozent, während die Automobilhersteller einen Durchschnittswert von 3,12 Prozent erreichten.

Die Studie „Global Automotive Financial Review 2007“ steht als kostenloser Download unter www.pwc.com/automotive.

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