Bosch: Weiterhin ESP-Defizite bei Kleinwagen in Europa

Jeder dritte in Europa verkaufte Pkw ist ein Kleinwagen, jeder zehnte aus der Klasse der Kleinstwagen. Doch während in den Fahrzeugen der Mittel- und Oberklasse das Elektronische Stabilitäts-Programm ESP weitgehend zur Standardausrüstung gehört, sind in den fünf Hauptmärkten Europas im Schnitt nur 13 bzw. 15 Prozent der Klein- und Kleinstwagen mit dem aktiven Sicherheitssystem ausgestattet. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung, die Bosch in mehreren europäischen Ländern durchgeführt hat.

In Deutschland liegt die ESP-Quote bei Kleinwagen mit 30 Prozent zwar deutlich über dem europäischen Durchschnitt, doch auch hier kommen immer noch mehr als zwei Drittel von ihnen ohne das lebensrettende Sicherheitssystem auf die Straße – für Experten ein schwerwiegendes Defizit. ESP hilft durch gezieltes Abbremsen einzelner Räder das Schleudern des Fahrzeugs zu verhindern.

Seinen Rat, beim Autokauf immer auf ESP zu achten, richtet der ADAC daher insbesondere an junge Autofahrer und deren Eltern, die vor dem Kauf eines günstigen Gebrauchtwagens stehen. Jüngste Untersuchungen der ADAC-Unfallforschung haben ergeben, dass Fahrzeuge der kleinen Klassen häufig von Fahranfängern gesteuert werden. Diese 18- bis 25-jährigen Autofahrer werden fast doppelt so oft in schwere Unfälle verwickelt wie 30- bis 37-Jährige. Die meisten Unglücke passieren in Kurven und bei so genannten Bankettunfällen, bei denen das Fahrzeug von der Straße abkommt und ins Schleudern gerät. Diese Risiken reduziert das aktive Sicherheitssystem ESP wesentlich.

Positive Entwicklung, aber weiterhin Handlungsbedarf

Trotz dieser Lücke in der aktiven Sicherheitsausstattung bei Klein- und Kleinstwagen bewertet Bosch die Entwicklung von ESP positiv. So hatten 2006 in Europa 43 Prozent aller neu zugelassenen Pkw ESP an Bord, drei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Von den Neuwagen in Deutschland waren 2006 insgesamt 77 Prozent mit dem elektronischen Lebensretter ausgerüstet – im Jahr zuvor noch 72 Prozent. Damit belegt Deutschland im europäischen Vergleich Platz zwei hinter Schweden mit einer Quote von 91 Prozent. Selbst in der Kompaktklasse verfügen bereits 96 Prozent der deutschen Neuzulassungen über ESP – vier Prozentpunkte mehr im Vergleich zum Vorjahr. Der Durchschnittswert über die fünf Hauptmärkte liegt hier noch bei lediglich 69 Prozent. In einigen Ländern wie Großbritannien ist selbst die Mittelklasse noch nicht serienmäßig mit ESP ausgestattet.

Europaweites Engagement für ESP

Die hohe Wirksamkeit des aktiven Sicherheitssystems belegen zahlreiche Untersuchungen. Auf europäischer Ebene engagieren sich daher politische Gremien, Organisationen und Automobilklubs intensiv für die Verbreitung von ESP. Aktuellstes Beispiel ist die Kampagne „Choose ESC!“ („Wähle ESP“), die am 8. Mai 2007 in Italien startete. Dort warnten EU-Kommissarin Viviane Reding und FIA-Präsident Max Mosley vor einer zu langsamen Verbreitung von ESP. Die EU-Kommission hat es sich zum Ziel gesetzt, dass spätestens von 2012 an alle Neuwagen mit ESP ausgerüstet werden.

Für Autofahrer, die sich einen Neuwagen kaufen möchten, haben die Sicherheitsexperten des European New Car Assessment Programme (Euro NCAP) eine hilfreiche Übersicht erstellt. Diese listet alle in Europa angebotenen Pkw-Modelle pro Land auf und zeigt, ob ESP serienmäßig, optional oder gar nicht verfügbar ist. Diese Liste ist im Internet zu finden unter: www.euroncap.com/esc.aspx.

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