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Chinesische Hersteller sind seit einigen Jahren aktiv auf dem europäischen Markt tätig. Obwohl sich deren Engagement stetig intensiviert, hat bisher – anders als in den USA – erst ein einziges Unternehmen seine eigene Dependance in Europa eingerichtet. Die Giti Tire Europe B.V. mit Sitz in Holland repräsentiert dabei nicht nur den gleichnamigen chinesischen Reifenhersteller, sondern eben auch den indonesischen Hersteller Gajah Tunggal, der zur selben Unternehmensgruppe gehört. Giti Tire Europe fungiere dabei einerseits als Bindeglied zwischen Großhändlern wie Reifen Gundlach, Romney International oder Doumerc Pneus und dem Reifenhersteller, andererseits aber auch als Fühler im Markt, der Informationen sammelt und weitergibt und natürlich die Marktabdeckung europaweit ausbauen soll. Unter der Leitung erfahrener Manager aus der Branche soll insbesondere der Osten Europas weiter entwickelt werden und der Eintritt in die europäische Erstausrüstung gelingen.

Bei all diesen Bestrebungen ist das Team von Giti Tire Europe B.V. – am 31. Dezember 2005 registriert – natürlich von zentraler Bedeutung. Unter der Leitung von Wim Reijmerink als General Manager Europe arbeitet heute ein Team von neun Personen im holländischen Hilversum für den langfristigen Erfolg auf dem europäischen Markt. Reijmerink, der selber über 30 Jahre Erfahrung in der Branche bei Reifengroßhändlern und Herstellern wie Michelin oder Goodyear-Dunlop verfügt, arbeitet dabei etwa mit Michael Andre (Sales Director), Helmut Haak (Sales Director, TBR, OE) oder mit Lennart Lindström (Technical Sales Manager) zusammen. Das Team sei dabei ganz bewusst ein europäisches Team, das ohne Vorarbeiter aus der Konzernzentrale auskommt. Die Niederlassung könne zwar nicht alles selber entscheiden, „aber eine ganze Menge“ schon, skizziert Wim Reijmerink im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG den unternehmerischen Freiraum, den der Konzern gewährt. Selbstverständlich gebe es eine feste Agenda, für die die Europaniederlassung zuständig ist.

Gelegentlich geäußerte Befürchtungen, Giti Tire Europe könnte so etwas wie eine eigene Vertriebsgesellschaft werden, also in den Wettbewerb zu den Großhandelskunden europaweit treten, zerstreuen Reijmerink und seine Mitarbeiter sofort. Man wolle „Aufbauarbeit leisten“, und entsprechend sei die „Positionierung“ des Unternehmens. „Wir wollen zusammen mit den Distributeuren unseren Marktanteil in Europa ausbauen; es ist nicht unsere Absicht, Geschäfte von unseren Vertriebspartnern zu übernehmen“, erklärt Wim Reijmerink.

Das bedeute einerseits die Intensivierung der Beziehungen zu und unter den bestehenden Abnehmern der Marken GT Radial, Runway (nur Pkw) und Primewell (nur Lkw) in Europa. Dabei vertritt Giti Tire Europe sowohl den gleichnamigen chinesischen Hersteller (Output 2006: 29,8 Mio. Reifen; Umsatz: 1,467 Mrd. Dollar), wie auch den indonesischen Hersteller Gajah Tunggal (Output 2006: 23,5 Mio. Reifen; Umsatz: 622 Mio. Dollar). Andererseits soll insbesondere der als wichtig erachtete osteuropäische Markt weiterentwickelt werden – das ist eine der zentralen Aufgaben der Manager von Giti Tire Europe. So fehlen derzeit etwa große Abnehmer in Polen (Ersatzmarktgröße 2006: 8,3 Mio. Pkw-Reifen) und in Russland (32 Mio.). „Wir wollen diese Lücke füllen, gehen dabei aber vorsichtig vor, denn wir wollen die richtigen Partner finden“, sagt Michael Andre, der im Management von Giti Tire Europe als Sales Director für entsprechende Handelspartner zuständig ist. Es geht Giti Tire Europe also um die Vertiefung und die Erweiterung der europäischen Handelsbasis. „Wir wollen den gesamten europäischen Markt abdecken.“

In den USA sind Reifen der Marke GT Radial bereits seit einiger Zeit in der Erstausrüstung präsent und der Hersteller – von in China gefertigter Reifen – wurde dort in diesem Jahr von General Motors bereits zum zweiten Mal infolge mit dem „Supplier of the Year“-Award ausgezeichnet. Entsprechende Verträge wolle man nun auch in Europa unterzeichnen. Wie Sales Director Helmut Haak, bei Giti Tire Europe unter anderem für die Erstausrüstung zuständig, sagt, verhandle man gegenwärtig mit „zwei bedeutenden Erstausrüstungskunden“. In China sei man in der Erstausrüstung mit Pkw- wie auch mit Lkw-Reifen äußerst stark vertreten. Um auch in der anspruchsvollen europäischen Erstausrüstung Fuß zu fassen, so erläutert Technical Sales Manager Lennart Lindström, wolle der Hersteller einerseits in entsprechende Produktionskapazitäten und andererseits in Forschung und Entwicklung sowie noch stärker in die Herstellung von an Europa ausgerichteten Produkten investieren. Mittelfristig werde sogar an die Errichtung einer eigenen F&E-Einrichtung in Europa gedacht, um noch enger mit den Kunden aus der Erstausrüstung und den Ersatzmärkten zusammenarbeiten zu können. Eine entsprechende Einrichtung gebe es nicht einmal in Nordamerika.

Reifen verkaufen sich aber nicht nur über gute Handelsbeziehungen und Lieferungen in die Erstausrüstung, wie Wim Reijmerink weiß. Sondern für die von Giti Tire Europe vertretenen Marken – hier natürlich insbesondere GT Radial, auch wenn man eine Multi-Marken-Strategie verfolgt – soll die Markenbekanntheit gesteigert werden. Dazu soll die europäische Tochtergesellschaft in Sachen Marketing umfangreich aktiv werden und damit die produktseitigen Aktivitäten der Vertriebspartner unterstützen. Natürlich richteten sich entsprechende Maßnahmen – über die Vertriebspartner – an den Endverbraucher wie auch an den Vertriebspartner selbst, der die abgenommenen Mengen erhöhen soll. Im vergangenen Jahr verkauften die beiden Reifenhersteller Giti Tire aus China und Gajah Tunggal aus Indonesien übrigens etwa fünf Millionen Pkw-Reifen und rund 200.000 Lkw-Reifen in Europa, was knapp zehn Prozent der Jahresproduktion des Reifenkonzerns entspricht, dessen organisatorische Verbindung über eine in Singapur niedergelassene Holding-Gesellschaft hergestellt wird.

Wie oben erwähnt, sollen die Aktivitäten in Europe durch den weiteren Ausbau der Produktionskapazitäten in China und in Indonesien flankiert werden. So baut Giti Tire China gegenwärtig eine neue Pkw-Reifenfabrik am Standort in Hefei in der Provinz Anhui. Dort in der Keimzelle des chinesischen Unternehmens fertigt man bereits Pkw- und Lkw-Reifen; die Fabrik wurde 1993 als Jointventurefabrik gegründet. Diese Fabrik – dann die siebte in China – wird 2008 ans Netz gehen und 2009/2010, wenn sie voll produziert, jährlich rund zehn Millionen Reifen fertigen. Für den Bau dieser neuen Fabrik werde man „großes Geld“ investieren, so Wim Reijmerink weiter. Es sei langfristig auch durchaus denkbar, sogar eine Fabrik in Europe zu errichten.

Auch könnte man in naher Zukunft ein eigenes, wenn auch kleines Lager in Europa vorhalten, in dem langsam drehende Produkte vorgehalten werden, die dann bei Bedarf kurzfristig an die Vertriebspartner ausgeliefert werden können. Wenn die neue Fabrik in Hefei 2009 voll am Netz ist, so die Erwartung des Herstellers, und weiteres organische Wachstum umgesetzt wurde, verfügt der Konzern – also Giti Tire und Gajah Tunggal – über eine Produktionskapazität von insgesamt knapp 90 Millionen Reifen jährlich.

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