25 Jahre Reifen Göggel

Die Anfänge 1982 – als Einzelhändler – waren bescheiden. Doch Bruno Göggel (46) hat mit dem vor nicht einmal zwanzig Jahren begonnenen Reifengroßhandel eine beispiellose Erfolgsgeschichte geschrieben. Gewiss auch beispiellos, weil kein anderer deutscher Reifengroßhändler eine vergleichbare Struktur hat. „25 Jahre Reifen Göggel“ waren jedenfalls Grund genug für ein ganz großes Jubiläumsfest in Gammertingen (Baden-Württemberg), dem Sitz des Unternehmens und dem Ort, mit dem Bruno Göggel so verhaftet zu sein scheint, um nicht das Wort „bodenständig“ zu benutzen. Denn Reifen Göggel strahlt über den lokalen Markt hinaus – ganz so wie das Wetter am 15. Juli, das von den Meteorologen zum wahrscheinlich „schönsten Tag des Jahres 2007“ gekürt worden war.

Der Aufstieg von Reifen Göggel erfolgte in den 90er Jahren eher im Verborgenen – jedenfalls für weite Teile der Reifenbranche, nicht am Ort selbst, wo Göggel ganz, ganz zügig expandierte. Auf große Publicity wurde nie großer Wert gelegt, eigentlich auch jetzt noch nicht, aber mittlerweile öffne sich das Unternehmen ganz vorsichtig, wie Marketing- und Vertriebsleiter Rudolf Kaiser anlässlich des nicht nur in Bezug auf das Wetter, sondern auch in Bezug auf Reifen Göggel „schönsten Tag des Jahres 2007“, den Tag der offenen Tür. Allerdings winden sich Kaiser und der für das Großkundengeschäft Verantwortliche Gerald Zilian immer noch, wenn die Fragen zu konkret werden und zum Beispiel der Jahresumsatz preisgegeben werden soll. Das ist dann wohl „Understatement auf der Schwäbischen Alb“.

Die Firmenadresse im 6.000-Seelen-Ort Gammertingen lautet wie gehabt „Mühlburren“. Platz für die riesigen Hallen, in denen das Unternehmen ca. 1,2 Millionen Reifen eingelagert hat, ist hier nicht im Entferntesten. Wer das riesige, hochmoderne Logistikzentrum in der Burladinger Straße im Gewerbegebiet „Herdleäcker“ sieht und weiß, dass Göggel mittlerweile ca. 180 Mitarbeiter zählt, und dann noch einen Abstecher zur Keimzelle des Unternehmens macht, den befällt unwillkürlich der Gedanke, dass das Kleingewerbe im Ortskern nur noch aus sentimentalen Gründen betrieben wird.

Die kleine 2-Personen-Montagestation besteht also immer noch und dient der Befriedigung des lokalen Marktes. Werbung dafür wird nicht gemacht. Der dortige Mitarbeiter ist seit zwanzig Jahren „beim Göggel“; und vielleicht möchte Göggel auch so manchen Stammkunden der ersten Stunde nicht enttäuschen. Dort gibt es auch noch große Nutzfahrzeugreifen, die im Großhandelsspektrum Göggels fehlen. Das endet bei etwa 17,5 Zoll, ist auf Pkw-Reifen fokussiert, recht gut ist das Unternehmen auch mit Motorradreifen unterwegs sowie mit Offroad-Bereifungen und mit Stahlfelgen sowieso, noch etwas hinterher bei Alufelgen, wie der Verkaufs- und Marketingleiter einräumt.

Aber selbst in diesem Segment ist die Unternehmensphilosophie des Bruno Göggel allgegenwärtig. Er setzt auf renommierte Marken. Beim Gang durch die üppig gefüllten Lagerhallen, die der Großhandel für den Tag der offenen Tür für die Besucher geöffnet hat, muss dem Betrachter dieser unternehmerische Ansatz geradezu ins Auge fallen: preisgünstige Produkte aus zum Beispiel Korea (Hankook) ja, preisaggressive aus zum Beispiel China allerdings Fehlanzeige.

Alle großen und renommierten Reifenmarken sind beim Tag der offenen Tür vertreten, sie haben den Fundus ihrer Unterstützungsmaßnahmen für solche Festivitäten geöffnet, bei einem Großkunden wie Göggel wohl weiter als sonst üblich. Kaum vorstellbar, dass sich die feinen Außendienstmitarbeiter der Reifenhersteller aus den früher 80er Jahren zum Göggel am Mühlburren verirrt haben. Der Reifenhersteller, der um 1990 als vielleicht Erster das Potenzial des Unternehmens erkannt hatte, dürfte Fulda gewesen sein. Und noch heute spielt diese Marke für das Unternehmen eine sichtbar herausgehobene Rolle, abzulesen auch daran, dass die „Industrie-Laudatio“ am Vorabend des Publikumstages von Fulda-Geschäftsführer Michael K. Kuhn gehalten worden war. Bezogen auf Reifenkonzerne hat damit Fulda der großen Goodyear einen bedeutenden Kunden beschert, von dem auch die Marken Goodyear und Dunlop sowie neuerdings Falken profitieren. Dass Goodyear als Reifenkonzern bei Göggel die Nummer Eins ist, wird vom Vertriebsleiter bestätigt.

Die Herangehensweise an neue Projekte erfolgt bei Göggel immer mit Bedacht; dass dennoch das Wachstum des Unternehmens in den letzten Jahren so rasant verlief, erscheint dabei fast wie ein Widerspruch. Auch mit dem vor gut einem Jahr übernommenen Exklusivvertrieb der aus dem Hause Continental stammenden Marke General – nur Pkw, nicht aber Offroad – geht man behutsam vor. Immerhin ist für die jetzt unweigerlich nahende Wintersaison erfreulich, dass Göggel den Kunden nun auch M+S-Pkw-Reifen der US-Marke General anbieten kann.

Göggel ist ein Großhändler von Markenprodukten. In diesem Zusammenhang erläutert Rudolf Kaiser, dass man keineswegs den Ehrgeiz hat, immer und partout der Billigste zu sein. Und das kann man auch nicht, wenn man im Premiumsegment über- und im Budget- oder gar Low-Budgetsegment unterrepräsentiert ist. Dass die Kunden die manchmal vielleicht etwas höheren Preise akzeptieren, erklärt Gerald Zilian neben den beiden anderen Begriffen aus der Unterzeile des Firmenschriftzuges neben dem Wort „Großhandel“: „Service“ und „Logistik“ werden ganz groß geschrieben, ja geradezu „gelebt“. Und wer in Service und Logistik hehre Ansprüche hat und der Beste sein will, der kann nach den Gesetzen des Marktes nicht zugleich der Billigste sein. „Was der Göggel nicht kann, das macht er nicht“, lautet eine Aussage, die dem Inhaber zugeschrieben wird.

Einige Strukturdaten

Und dann doch noch einige Strukturdaten, die es bei aller Zurückhaltung gegenüber den Medien ermöglichen, sich ein Bild zu machen: Die gesamte Auslieferungsflotte zählt derzeit etwa 50 Fahrzeuge, davon neun Sattelzüge. Bei Göggel wird differenziert zwischen der „Tour“- und der „Versandabteilung“. Die „Tour-Abteilung“ verspricht im Umkreis von ca. 200 Kilometern eine Lieferzeit von 24 Stunden. Maximal können 30.000 Reifen arbeitstäglich mit den eigenen Auslieferungsfahrzeugen an die Wiederverkäufer – Reifeneinzelhändler, Autohäuser, Kfz-Werkstätten – ausgefahren werden. 200 Kilometer mag der garantierte 24-Stunden-Service sein, das tatsächliche Einzugsgebiet ist größer und dürfte bei eher 400 Kilometern liegen. Damit deckt Reifen Göggel den gesamten südwestdeutschen Markt ab und in kleinen Teilen auch noch Österreich. In diesem Umkreis liegen zwar auch die recht schnell erreichbaren Länder Schweiz und Frankreich, die schwarzen Göggel-Lkw überfahren die Grenzen dorthin jedoch nicht. Eine „Exportabteilung“ gibt es nicht.

Der überregionale Großhandel erfolgt über die gängigen Paketdienste. Damit und auch mit der Zusage einer Belieferung innerhalb von 24 bis 48 Stunden unterscheidet sich Göggel kaum von anderen Großhändlern. Was aber beeindruckt ist die folgende Zahl: Die „Versandabteilung“ ist in der Lage, bis zu 20.000 Reifen arbeitstäglich abzuwickeln – praktisch alles „Kleinmengen“.

Neben der „Tour“- und der „Versandabteilung“ gibt es noch die Abteilung „Abholung“ mit (momentan) elf eigenen Sattelzügen. Der maximale Wareneingang wird mit 30.000 Einheiten beziffert, das entspräche dann etwa 30 Sattelzuglieferungen. Neben den 1,2 Millionen Reifen sind noch etwa 200.000 Räder auf Lager. Der Hallenkomplex misst ca. 36.000 Quadratmeter, im Inneren türmen sich insgesamt 8.000 Paletten.

Ganz Gammertingen war auf den Beinen

Staunen der Gammertinger und vieler weiterer Menschen aus der Region beim Gang durch die Hallen – so viele Reifen an einem Ort! Die Gäste erlebten bei strahlendem Sonnenschein ein großes Fest, um die 15.000 bis 17.000 hat deren Zahl gelegen, womit dokumentiert ist, dass „der Göggel“ auf der Schwäbischen Alb – in einem eher landwirtschaftlich strukturierten Einzugsgebiet – ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist. Ganze Straßen mussten für den Verkehr abgesperrt werden, ein aufwendiger und weitmaschiger Shuttle-Service sorgte trotzdem dafür, dass die Wege nicht zu lang wurden.

Am Abend vor dem Tag der offenen Tür gab’s in festlich dekorierter Lagerhalle einen großen Galaabend mit geladenen Gästen und den Mitarbeitern, denen Bruno Göggel ausdrücklich für ihr Engagement dankte. Denn solch einen Betrieb kann einer alleine gar nicht aufbauen, gebraucht werden loyale Mitstreiter, die den Unternehmer unterstützen. Und so bestätigt auch der fürs Großhandelsgeschäft eines renommierten Reifenherstellers zuständige Mitarbeiter gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG: „Die Mannschaft hier ist einmalig.“
Auch in der Region ist Reifen Göggel mit immerhin 180 Arbeitsplätzen als Unternehmen von Bedeutung. Und so fehlte auch die Politprominenz nicht beim Galaabend und entrichteten Bürgermeister, Landrat und selbst eine Landesministerin ihre Grußworte, bevor die Blechblos’n für den musikalischen Part, das Komikerterzett „Eure Mütter“ (übrigens sind die mit skurrilem Witz auftretenden Drei allesamt Männer) für Spaß sorgten und ein großes Feuerwerk den Abend beendete. Durchs Programm führte ein SWR3-Radiomoderator, der sich auch als Stimmenimitator betätigte. Insgesamt eine sehr professionell durchgeführte Veranstaltung, mit der sich Reifen Göggel nun überhaupt nicht zu verstecken braucht und Understatement irgendwie nicht mehr so recht passt.

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