Westlake-Rückruf: Keine Auswirkungen auf Europa

Europäischen Großhändlern zufolge sei der nun in den USA beginnende Rückruf von 450.000 Westlake-Reifen eine rein amerikanische Angelegenheit und habe keinerlei Auswirkungen auf die geschäftlichen Aktivitäten in Europa. So meldet sich etwa Eskay Tyres Ltd. aus Großbritannien zu Wort. Der größte europäische Importeur von Reifen des chinesischen Herstellers Hangzhou Zhongce Rubber Co. – dazu gehört u.a. die Marke Westlake – habe in den vergangenen fünf Jahren rund sechs Millionen Pkw- und Llkw-Reifen der Marke Westlake aus China bezogen und in Europa vermarktet, es habe dabei „nicht einen einzigen Fall einer Laufstreifenablösung“ gegeben, wie es dem Hersteller und dessen amerkanischen Importeur Foreign Tire Sales, Inc. (FTS) nun vorgeworfen wird. Auch müsse man beachten, dass die fraglichen Llkw-Reifen, die nach europäischer Definition eher 4×4-Reifen wären, ausschließlich für den amerikanischen Markt entwickelt und gefertigt worden seien und entsprechende Spezifikationen nicht in Europa durch Eskay Tyres und dessen Kunden vermarktet wurden oder werden. Die zurückgerufenen Westlake-Llkw-Reifen dürfe man nicht mit in Europa vermarkteten Llkw-Reifen des chinesischen Herstellers verwechseln.

„Unser Markt ist Europa. Und wir werden die Klärung dieser Angelegenheit respektvoll Hangzhou Zhongce und Foreign Tire Sales überlassen“, so Rob Henderson, General Manager von Eskay Tyres Ltd. gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG. Der britische Großhändler nehme seine Verpflichtungen aus dem europäischen Vertrieb der Marke Westlake äußerst ernst, so Henderson weiter. „Wir haben stets eng mit ihnen [Hangzhou Zhongce; d.Red.] zusammengearbeitet und wir geben ihnen unsere volle Unterstützung.“ Gleichzeitig weist der General Manager darauf hin, dass der wachsende Erfolg der Marke Westlake auf dem europäischen Markt hauptsächlich durch die „hohe Qualität der Produkte“ und die „exzellenten Dienstleistungen“ zu erklären sei.

Auch beim holländischen Reifengroßhändler Euro-Tyre, der neben einigen anderen Importeuren Reifen der Marke Westlake in Deutschland vertreibt, ist man gelassen im Umgang mit dem Rückruf in den Vereinigten Staaten: „Wir sind nicht betroffen“, so die Stellungnahme. Euro-Tyre vermarktet überwiegend Westlake-Pkw-Reifen und nur ganz wenige Llkw-Reifen.

Nachdem in den USA im vergangenen Jahr zwei Menschen bei einem Verkehrsunfall ums Leben kamen, wurde Foreign Tire Sales –Importeur der für den Unfall verantwortlich gemachten Westlake-Llkw-Reifen – von Angehörigen verklagt. Der Importeur verklagt nun wiederum den Hersteller Hangzhou Zhongce; dieser habe beim Unterbau der betreffenden Reifen nur halb so schmale Gummistreifen verbaut wie ursprünglich spezifiziert, teilweise hätte dieser so genannte „Gum Belt“ sogar ganz gefehlt. Parallel warnte FTS die amerikanische Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA vor einem möglichen Sicherheitsrisiko im Zusammenhang mit den betreffenden Reifen. Die NHTSA als zuständige Behörde ordnete dann den Rückruf von 450.000 Reifen an. Juristisch verantwortlich ist das inverkehrbringende Unternehmen, also FTS. Der komplette Rückruf werde 80 Millionen Dollar kosten, so die Rechnung des Importeurs. Wie FTS bereits angekündigt hat, werde das kleine Unternehmen mit seinen sechs Mitarbeitern Insolvenz anmelden müssen, man könne maximal zehn Prozent der anfallenden Kosten tragen. Der Hersteller Hangzhou Zhongce wiederum bestätigte gegenüber USA today das Fehlen des Gum Belts. Dies gefährde aber nicht die Sicherheit der Reifen, so ein Sprecher des Herstellers.

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