Wann wird in den USA ohne Bleigewichte auswuchtet?

(Akron/Tire Review) Nachdem in Europa und Japan das Auswuchten von Rädern mittels Bleigewichten bereits verboten ist, glauben Experten, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis auch der US-amerikanische Markt diesem Beispiel folgt. Mit General Motors ist bereits ein erster US-Autohersteller auf den Zug aufgesprungen und liefert nicht nur seine nach Europa und Japan exportierten Fahrzeuge „bleifrei“ aus, sondern zunehmend auch solche für den heimischen Markt. Wie zu hören ist, will Ford „in wenigen Monaten“ ebenfalls die Räder seiner Autos generell mit Alternativen zu Bleigewichten auswuchten, und DaimlerChrysler wird gleichfalls nachgesagt, diesem Beispiel alsbald folgen zu wollen.

Seit Ende 2006 läuft beim US Postal Service (USPS) zudem ein Feldversuch, in dessen Rahmen etwa 30.000 Räder von in 14 Servicestellen gewarteten Postfahrzeugen alternativ mit Gewichten aus Stahl ausgewuchtet werden. „Dabei geht es uns vor allem um den Prozess der Anbringung der Gewichte“, erklärt Patrick Langsjoen von dem USPS in San Francisco. „Wir wollen kein neues Equipment zum Auswuchten mit alternativen Lösungen zu Blei anschaffen und außerdem kein Geld in ein spezielles Training unserer Servicekräfte investieren müssen“, so Langsjoen, der die ersten diesbezüglichen Ergebnisse des Versuches als vielversprechend bezeichnet.

Seitens des Gesetzgebers gibt es in einigen US-Bundesstaaten außerdem bereits Initiativen, die – ebenso wie zum Beispiel in Europa – auf ein Verbot von Bleigewichten hinauslaufen könnten. Nur wann es definitiv so weit sein könnte, ist bislang noch völlig unklar. „Für uns hat Priorität, dass die Verwendung von Bleigewichten unterbunden wird und damit dieses Schwermetall nicht mehr in die Umwelt gelangt“, sagt Jeff Gearhart vom Ecology Center in Ann Arbor. Seinen Worten zufolge kommt schon heute rund die Hälfte aller neuen Fahrzeuge in den USA ohne Bleigewichte an ihren Rädern auf die Straße. Bis zum Ende des laufenden Jahres könne seiner Meinung nach sogar die Marke von annähernd 100 Prozent fast erreicht werden. „Immer mehr Bundesstaaten werden dies per Gesetz einfordern, sodass ein Zeitplan für einen Übergang festgelegt werden sollte“, empfiehlt er.

Bevor es jedoch so weit ist, drängt die Tire Industry Association (TIA) noch auf die Klärung einiger Details. Man sei nicht gegen das Verbot von Bleigewichten, sondern unterstütze das Vorhaben, wird seitens der TIA versichert. „Aber wir haben trotzdem Bedenken. Und die hängen mit einem konkreten Zeitplan für den Übergang zusammen. Ohne einen solchen könnten Reifenhändler beispielsweise plötzlich ohne gesicherte Lieferalternative als Ersatz für die Bleigewichte dastehen“, befürchtet TIA-Specher Paul Fiore, der zudem Zweifel an dem von dem Ecology Center publizierten Wert von jährlich 1.600 Tonnen von Fahrzeugen im Straßeneinsatz verlorener Bleigewichte anmeldet. „Was wir jetzt nicht gebrauchen können, ist die vom Ecology Center entfachte Hysterie rund um das Thema“, sagt er. „Wir sind nicht generell gegen die Pläne, brauchen aber Zeit, um den Weg zu finden, der am ehesten im Interesse des Reifenhandels, der Verbraucher und der Umwelt liegt“, ergänzt Fiore.

Bei dem Unternehmen Hennessy Industries, das Auswuchtgewichte unter dem Markennamen Bada produziert und anbietet, wartet man hingegen auf einen – so Marketingdirektor Kevin Keefe – „großen Reifenhändler mit zahlreichen Filialen oder einen Reifenhersteller, der die Vorreiterrolle in Sachen bleifreier Auswuchtgewichte übernimmt“. Bis es so weit sei, vertraue man auf die Mechanismen des Marktes, womit wohl nichts anderes gemeint ist, als dass Keefe auf entsprechende Impulse seitens der Fahrzeughersteller vertraut. Schließlich würden die OEMs immer öfter nach Alternativen zu Bleigewichten fragen. Deshalb prüfe man bei Hennessy beispielsweise auch Gewichte, bei denen Kunststoffe mit Metallen kombiniert werden, oder solche die Wismut enthalten.

Alle Alternativen hätten jedoch den Nachteil, dass sie teilweise deutlich teurer seien als Bleigewichte. „Derzeit ist Blei das perfekte Material dafür, ein Rad optimal auszuwuchten. Gleichzeitig ist es nicht teuer – Stahlgewichte kosten jedenfalls mehr, und für solche aus Zink ist nochmals mehr zu bezahlen“, so Keefe, der nichtsdestoweniger davon überzeugt ist, dass sich Stahlgewichte als Alternative zu Blei letztendlich durchsetzen werden. „Ein Auswuchtgewicht aus Stahl ist bei gleicher Masse zehn Prozent größer als ein Bleigewicht. Ein Zinkgewicht ist dann noch einmal zehn Prozent größer, sodass sich der Schwerpunkt verschiebt und mehr Läufe auf einer Auswuchtmaschine nötig sind, um ein Rad optimal zu wuchten“, begründet er seine Sicht der Dinge.

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