10 Jahre Matador in Deutschland

Am 1. Mai hatte die deutsche Reifenvertriebsgesellschaft des slowakischen Reifenherstellers Matador zehnjährigen Geburtstag. Grund genug, wenige Wochen später mit einigen Geschäftspartnern am Unternehmenssitz in Düsseldorf in angenehmer Atmosphäre zusammenzukommen und eine gute Gelegenheit für den Geschäftsführer der Matador Deutschland GmbH, Dr. Miroslav Rosina, auf ein Jahrzehnt Aufbauarbeit zurück zu blicken. Und nicht zuletzt: den Blick auf die Zukunft, in der die Kautschuksparte des Konzerns mehrheitlich mit großer Wahrscheinlichkeit zum Continental-Konzern gehören wird, zu richten.

Gestartet war Matador in Deutschland im Jahre 1995 mit einem Mitarbeiter bei der auf den Vertrieb slowakischer Produkte spezialisierten Firma Contierz. 1997 hatte Matador – dann bereits mit eigener Vertriebsgesellschaft, und das waren damals drei Mitarbeiter – 45.000 Reifen in Deutschland absetzen können, in 2006 waren es bereits beachtliche 850.000 Einheiten (davon ca. 50.000 Lkw-Reifen) mit fünf Personen, der Umsatz belief sich auf 37 Millionen Euro. Der Reifenhersteller mit Sitz im slowakischen Puchov war nach Deutschland gekommen, weil er das Potenzial erkannt zu haben glaubte – die genannten Zahlen geben der Einschätzung aus der Mitte der 90er Jahre Recht. Skeptiker hatten damals geunkt, angesichts der bereits so zahlreich in Deutschland vertretenen Reifenmarken brauche niemand eine Matador – ein Trugschluss.

Ob die Geschichte Matadors eine lange oder eine kurze ist, das darf getrost als eine Frage der Perspektive gewertet werden, eine bewegte ist sie allemal. Gegründet als Firma in Bratislava, wurde der erste Reifen mit dem Namenszug Matador in 1925 gefertigt – und verschwand schließlich wieder von der Bildfläche, obwohl doch in den 30er Jahren auch in der so traditionsreichen tschechoslowakischen Automobilindustrie die Reifen Gefallen fanden. Als in der Nachkriegszeit in der Gummiindustrie der damaligen Tschechoslowakei die Aktivitäten der Gummiindustrie zusammengeführt wurden, entstand die Handelsmarke Barum – und noch heute sind sich Matador und Mitas nicht einig, für welche der beiden Marken das „M“ in Barum steht; „Ba“ jedenfalls steht für Bata, „ru“ für Rubena.

Die Werke in Otrokovice und in Puchov, gerade mal 60 Kilometer voneinander entfernt, gehörten einem Verbund an – der allerdings wurde im Zuge der Teilung des Landes in Tschechien und die Slowakei und im weiteren Verlauf durch die Übernahme Barums durch den deutschen Continental-Konzern auseinandergerissen. So eng die Kontakte zuvor gewesen waren, plötzlich waren Otrokovice und Puchov und damit auch die Markennamen Barum und – wiederbelebt – Matador echte Wettbewerber im Markt und brachen die jahrelang guten Beziehungen, auch persönlicher Art, auf praktisch „null“ zusammen.

Unter dem Dach der Continental würden sich – sofern die geplante Übernahme wie erwartet vonstatten geht – beide wieder treffen. Wobei die Marke Matador mit der Wiederbelebung in 1993 die jüngere ist, gleichwohl bei Lkw-Reifen schon im September 1998 im Rahmen eines Jointventures im Continental-Konzern angekommen ist, an dem der hannoversche Konzern 76, die Matador-Holding (die wiederum mehrheitlich der Familie Rosina gehört) 24 Prozent der Anteile hält. In 2007 werden 2,3 Millionen Lkw-Reifen in Puchov in direkter Nachbarschaft des Pkw-Reifenwerkes hergestellt, bald wird die Kapazität 2,5 Millionen Einheiten betragen.

Was also passiert mit der Marke Matador, wenn erst 51 und vermutlich drei Jahre später weitere 15 Prozent der Anteile an den hannoverschen Konzern gehen und die slowakische Seite zum Juniorpartner wird? Gewiss: Dass Continental die unternehmerische Führung von dem Moment an übernimmt, an dem die entsprechenden Verträge unterschrieben sind, liegt auf der Hand und wird auch von Dr. Rosina bestätigt. Er immerhin wird – so ist es jedenfalls geplant – als Vertreter der Matador Holding in den Aufsichtsrat der neuen Gesellschaft einrücken und so gut es möglich ist, die Interessen der Matador-Mitarbeiter und auch der Marke vertreten. Schließlich ist Matador für die Familie Rosina – in die Privatisierung geführt von seinem Vater Stefan und heute geführt von seinem Bruder Stefan jr. – eine Herzensangelegenheit.

Und so schwingt durchaus Wehmut in der Stimme von Miroslav Rosina mit, wenn er zurück und auf die aktuellen Entwicklungen blickt, aber auch Zuversicht, die er aus den vielen Gesprächen mit dem Continental-Management zieht, dass sich der Einstieg Continentals für den Standort des Werkes in Puchov und auch für die Marke positiv auswirken wird. Der Continental-Konzern wird – ist er überzeugt – nicht zulassen, dass die Geschäftsbeziehungen, die er und seine Kollegen in mühevoller Arbeit und ja schließlich auch mit beachtlichem Erfolg aufgebaut haben, eingerissen werden.

Die Marke hat Potenzial: Dr. Miroslav Rosina sieht Matador prädestiniert für die Erstausrüstung bei kleineren Automobilen wie Kia (produziert ja bereits in der Slowakei) oder Hyundai und Dacia und ist traditionell bei Skoda, aber auch bei Volkswagen selbst vertreten. Ähnlich die Situation bei Lkw-Reifen: Beim russischen Marktführer für große Lkw Kamaz ist Matador vertreten wie auch beim weißrussischen Unternehmen MAZ, ein Jointventure-Partner von MAN. Continental wird sich – ist Rosina überzeugt – gerade im Osten Europas die so gute Stellung Matadors zunutze machen. Im Heimatland Slowakei ist die Marke bei Pkw mit einem Anteil von 30 Prozent klarer Marktführer, im zweiteiligen Prozentbereich sind die Anteile in Ersatzmärkten wie Tschechien oder Rumänien. Im von allen Reifenherstellern so optimistisch beurteilten russischen Markt hat es die Marke verstanden, sich aus dem margenschwachen so genannten C-Segment nach oben bis zum Übergang zum B-Segment abzusetzen.

Und in Russland ist Matador überdies in einem 50:50-Jointventure mit Sibur unter dem Namen Matador Omskshina bei Pkw-Reifen auch als Hersteller aktiv, in dem bis zum Jahre 2010 die Kapazität von heute drei auf vier Millionen Einheiten jährlich erhöht werden soll. Etwa 1,2 bis 1,3 Millionen Reifen verkauft Matador in Russland heute, gemeinsam mit den Continental-Marken, die zusammengenommen volumenmäßig sogar noch stärker in Russland unterwegs sind, dürften es etwa drei Millionen Reifen sein. Darüber hinaus hat Matador in Äthiopien unter dem Namen Addis Tyre ein kleineres Reifenwerk, in dem zwar für europäische Verhältnisse veraltete Produkte, aber eben solche wie sie in Afrika noch gang und gäbe sind gefertigt werden. Und vor allem das Stammwerk in Puchov ist ein schwergewichtiger Beitrag für das künftige Jointventure mit Continental. Sechs Millionen Pkw-Reifen beträgt die Kapazität heute, eine Verdoppelung unter Conti-Regie hält Dr. Rosina für durchaus realistisch, vielleicht sogar ein Ausbau auf 14 Millionen Einheiten pro Jahr.

In Puchov werden seit etwa zwei, drei Jahren auch SUV-Reifen hergestellt, Matador ist in diesem attraktiven Segment angekommen (hatte als starke Marke im LLkw-Segment dafür auch einige Voraussetzungen), die künftige Schwestermarke Barum noch nicht. Und Matador ist – im Gegensatz zum gesamten Reifenbereich Continentals – auch eine kleine, aber feine Rennsportmarke. Die Familie Rosina ist im Motorsport verhaftet: Der Neffe von Dr. Miroslav Rosina hat im Porsche Carrera Cup bereits beachtliche Erfolge errungen, er selbst fährt Bergrennen, sofern es die Zeit eines vielbeschäftigten und durch viele Märkte reisenden Managers zulässt. Reifen für Rundstreckenrennen, für Rallyes und Bergrennen gehören zum Portfolio, eine kleine Sparte, aber auch eine, die inzwischen verlustfrei ist und auch einer Continental – ist Rosina überzeugt – in Hinblick auf Image gut zu Gesichte stünde, denn: „Alle anderen großen Reifenhersteller betreiben schließlich auch Motorsport.“ Bei der Veranstaltung Anfang Juni unter dem Titel „Sie gehören zur Familie“ war als Familienmitglied auch der ehemalige DTM-Rennfahrer und Rennsport-Teamchef Jörg van Ommen mit von der Partie.

Es sind also – neben dem viel strapazierten kostengünstigen Produktionsstandort Puchov – mehrere, vielleicht für jeweils sich genommen zwar kleinere Bausteine, die Matador für Continental aber in ihrer Gesamtheit attraktiv erscheinen lässt. Das ist auch ein Grund, warum Dr. Rosina den von einigen Außendienstmitarbeitern gestreuten verschiedenartigen Gerüchten um die Zukunft „seiner Marke“ nachhaltig widersprechen möchte. Er selbst hat großes Vertrauen in Continental und glaubt an eine positive Zukunft Matadors. Kurzfristig werde es ohnehin keine Veränderungen im Vertrieb geben, wollte er aus Anlass der zehnjährigen Jubiläums am Sitz in Deutschland – mit Rheinfahrt und Besuch des Apollo-Theaters – seine „treuesten“ (und man sollte hinzufügen auch umsatzstärksten) Kunden beruhigen, die sich natürlich sorgen, wie es mit der von ihnen so gern vermarkteten Marke weitergeht. Wenigstens bis 2008 herrsche Planungssicherheit.

Die Voraussetzungen sind positiv, in der Hand haben es die Rosinas aber nach Übernahme der Mehrheit (inklusive der bei ContiTrade zu integrierenden Handelskette Pneubox und der zu ContiTech gehenden Aktivitäten bei Förderbändern) und der Managementverantwortung durch Continental nur noch sehr bedingt. Er selbst wird sich weiterhin als Aufsichtsratsmitglied für Matador und den Standort Puchov einsetzen, beteuert Dr. Miroslav Rosina, der aber darüber hinaus andeutet, dass es in seinem Heimatland noch einige reizvolle unternehmerische Herausforderungen – so vor allem im Servicesektor – gebe, bei denen sich die Familie Rosina durchaus engagieren könnte. Die Verbindungen und Verankerungen der Menschen bei Matador gerade in Osteuropa, aber auch die bestehenden Strukturen in anderen Ländern wie Deutschland sind von Wert und werden auch von verantwortungsvollen Managern im Hause Continental genutzt werden.

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