„Gelebte“ Achsvermessung

Werkstattleiter Uwe Nicolai (46) ist erst nach der Übernahme von Reifen Seher durch Bridgestone in die Friedberger Filiale gekommen, die heute unter First Stop firmiert, aber weiterhin den Zusatz im Namen trägt „Reifen Seher“. Vorher war der Kfz-Meister bei Mercedes und er habe sich verbessern wollen, sagt er. Mit dem Auf- und Ausbau des Autoservice hat er auch gleich eine Aufgabe gefunden, mit der er sich profilieren konnte. Dass die First-Stop-Zentrale in Homburg seit wenigen Jahren genau dieses Ziel auch forciert, passte bei der Wahl des neuen Arbeitsplatzes natürlich ideal.

Insgesamt arbeiten elf Personen in dem Betrieb, bei unserem Besuch (während der Umrüstphase auf Sommerreifen) brummte es so richtig: Alle Boxen belegt, einige Kunden warten geduldig, andere holen sich einen Termin für einen der nächsten Tage. Auch die Box mit der Achsvermessungsanlage Visualiner 3D² der Marke John Bean ist belegt. „Die wird bei Bedarf dazu genommen“, erklärt Uwe Nicolai – so sie denn frei ist, sollte ergänzt werden. Denn bei drei bis sechs Achsvermessungen täglich gehört dieser First-Stop-Betrieb ganz gewiss nicht zu denen, die sich zwar teures Equipment anschaffen, dann aber sträflich vernachlässigen.

Rund um den Betrieb weisen genügend Schilder darauf hin, dass Autoservice in allen gängigen Facetten, die bei Reifenwerkstätten inzwischen zu finden sind, angeboten wird: Auspuff, TÜV HU/AU, Ölwechsel, Stoßdämpfer, Bremse usw. und eben auch die Achsvermessung. „Leider weiß nur jeder zweite Kunde, dass er einen professionellen Autoservice auch bei uns (einem am Ort Friedberg bestens bekannten Betrieb, d. Red.) bekommt und er nicht in seine Markenwerkstatt oder einen anderen Kfz-Betrieb fahren muss“, beklagt Uwe Nicolai, der das Potenzial des Autoservice noch lange nicht ausgereizt sieht. Obwohl sein Betrieb aus der Sicht des Maschinenlieferanten Snap-on (Pfungstadt), zu dessen Markenstrauß „John Bean“ gehört, geradezu ein Musterbeispiel für die professionelle Nutzung des Visualiner 3D² ist, wie die Marketing- und Kommunikationsleiterin des Unternehmens Judith Huppert einwirft.

Man lebe zwar auch von dem Messstand, so Nicolai. Aber dass er damit nicht meint, hier nur um der guten Roherträge willen die Nutzung des Achsmessanlage zu pushen, wird schnell deutlich. „Ich mess kein Auto kaputt.“ Was er damit meint: Er käme nicht auf die Idee, dem Kunden eine Reparatur zu verkaufen, die der im Grunde gar nicht braucht. „Wir reparieren, was repariert werden muss.“ Undenkbar, dass bei First Stop Reifen Seher in Friedberg ein Kunde bewusst „abgezockt“ würde. Nicolai: „Maßnahmen wie die Achsvermessung sind auch geeignet, Vertrauen aufzubauen.“

Das Gerät ist seit etwa zwei Jahren im Betrieb und wird von den Mitarbeitern, die in der Handhabung bestens geschult sind – neben Uwe Nicolai sind dies zwei Mechaniker – geradezu „gelebt“. Solch ein professionelles Training an der Achsmessanlage kann durch die Firma Snap-on Equipment, aber auch durch First Stop erfolgen. Da die Kunden während der Achsvermessung im Allgemeinen quasi danebenstehen, fällt es gegebenenfalls auch leicht, sie von der Notwendigkeit einer Reparatur zu überzeugen.

Aber das ist der zweite Schritt. Der erste besteht darin, einen Kunden zu überzeugen, dass solch eine Achsvermessung überhaupt sinnvoll ist – mit in diesem Betrieb je nach Fahrzeug zwischen 48 und 65 Euro ja durchaus für manchen Autofahrer ein Betrag, bei dem er nicht spontan zusagt. Obwohl: „Die Kunden sind viel einsichtiger als allgemein behauptet wird“, weiß der Werkstattleiter aus eigener Erfahrung. So mancher Kunde muss gar nicht erst auf das Achsmessangebot aufmerksam gemacht werden, er kommt von sich aus.

Bei den anderen findet Uwe Nicolai aber vielleicht auch genau die richtigen Worte, wenn er schon durch bloßen Augenschein diagnostiziert, dass die Reifen ungleich abgefahren sind. Die Themen liegen für die Beratung auf der Hand: Es geht um den Reifenverschleiß und den Benzinverbrauch (manche Kunden lassen sich am besten mit dem „Geldbeutel“-Argument überzeugen) oder um Fahrsicherheit (das wohl wichtigste Argument) bzw. um die Straßenlage. Hilfreich ist in jedem Fall der bei First Stop standardisierte und kostenlose Sicherheitscheck, der die Aufnahme einer ersten Spur sein kann, dass irgendwo im Verborgenen ein Defekt vorliegt. Ist alles okay, so ist der Verbraucher beruhigt, das bringt zwar kein zusätzliches Geld in die Kasse, schafft aber Vertrauen und hat die Funktion eines Kundenbindungsinstrumentes.

Nicolai spricht aber auch einen anderen Aspekt an: „Die modernen Autos benötigen auch modernes Prüfequipment.“ Seine Mitarbeiter haben noch mit einem Vorgängermodell des Visualiner 3D² gearbeitet und wissen um den Fortschritt. Dass auch ältere Anlagen durch ein Update für aktuelle Automodelle nachgerüstet werden, ist dabei eine Selbstverständlichkeit. Aber nicht nur die Technologie bei den Autos schreitet voran, sondern auch die bei den Herstellern von Werkstattausrüstungen. Mit dem Visualiner 3D² beträgt heute die reine Vermessungszeit etwa zwanzig Minuten, manchmal etwas mehr („nachher werde ich drauf festgenagelt, es in 20 Minuten zu schaffen“, sagt Uwe Nicolai). Nach 30 bis 45 Minuten allerdings ist das Auto von der Bühne, die also allein durch die Achsvermessung schon gut ausgelastet ist. Wobei die Arbeitszeit in dem Friedberger Betrieb an den Wochentagen zwischen 7.40 und 18.00 Uhr und am Samstag bis 12 Uhr derzeit festgelegt ist. Dass die Öffnungszeiten mittelfristig ausgedehnt werden könnten, erwartet Nicolai.

Weil die Anlagen bei First Stop Reifen Seher in Friedberg so gut ausgelastet sind, kann man etwaige Störungen beim Equipment gar nicht brauchen. Werkstattleiter Nicolai bricht eine Lanze für den Service-Mitarbeiter von Snap-on, der bei der einzigen jemals aufgetretenen und im Übrigen marginalen Störung umgehend geholfen habe: „Wir haben sogar seine Handy-Nummer.“

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