Kfz-Gewerbe sieht sich im Aufwind

Nach einem in dieser Höhe nicht erwarteten Umsatzanstieg von 4,5 Prozent auf 131,1 Milliarden Euro im Autojahr 2006 sieht sich das Kraftfahrzeuggewerbe trotz der „Steuer-Delle“ in den beiden ersten Monaten des neuen Jahres weiter im Aufwind. Nach insgesamt 10,2 Millionen Pkw-Käufen erwartet die Branche für 2007 ein nahezu gleich großes Volumen mit rund 3,4 Millionen Zulassungen neuer und 6,8 Millionen gebrauchter Pkw, heißt es dazu in einer Veröffentlichung. Robert Rademacher, Präsident des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK), legte in diesem Zusammenhang eine Jahresbilanz für die Autohäuser und Werkstätten mit unerwartet hohen Zuwächsen vor. Auf der Habenseite stehe sowohl ein zufriedenstellendes Servicegeschäft mit einem Umsatzzuwachs auf 27,1 Milliarden Euro (Vj.: 25,7 Mrd. Euro) als auch ein hoffnungsvoller Gebrauchtwagenverkauf mit einem Marktanteilsgewinn gegenüber dem Privatmarkt von einem Prozentpunkt auf 54 Prozent. Das Geschäft mit neuen Pkw erfordere nach dem erfreulichen Plus zum Jahresende weiterhin ein hohes Maß an Vorsicht und Wachsamkeit. Dies bestätige der Rückgang von rund 13 Prozent in den ersten beiden ersten Monaten des Jahres 2007. Unverändert unbefriedigend sei jedoch die Umsatzrendite vor Steuern.

Das Autojahr 2006 sei wesentlich von vier Entwicklungen geprägt worden, erklärte Rademacher. Erstens hätten sich die Deutschen die Freude am Automobil wieder etwas mehr kosten lassen. Die durchschnittlichen Preise für einen neuen und auch einen gebrauchten Pkw aus dem markengebundenen Fachhandel seien vor allem deshalb gestiegen, weil die Wünsche nach Zusatzausstattungen für Sicherheit, Umweltschutz und auch Komfort weiter wüchsen. Die Preiserhöhungen hätten bei 1,6 Prozent gelegen, die Steigerung des tatsächlich bezahlten durchschnittlichen Neuwagenpreises bei 2,5 Prozent. Zweitens könne man in der automobilen Handels- und Servicelandschaft eine starke Hinwendung zu Mehrmarkenbetrieben registrieren. Drittens habe der Konzentrationsprozess in den Ballungsräumen eine neue Dimension erreicht. Schließlich sei, als vierte wesentliche Entwicklung des vergangenen Autojahres, ein betriebswirtschaftlich unverantwortliches Nachlass-Verhalten „um jeden Preis“ festzustellen.

Rademacher zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass stupide Preisnachlässe, zu denen er auch das Verschenken der Mehrwertsteuer zählt, verstärkt durch kreative, verbraucherfreundliche Angebote, zu denen Servicepakete und Mobilitätsprogramme gehörten, ersetzt würden. Mit Sorge sehe das Kraftfahrzeuggewerbe im Service erste Tendenzen, „dem betriebswirtschaftlichen Gespenst der Rabattitis auch für den Service die Tür zu öffnen“. Das in ersten Ansätzen zu erkennende Verramschen von hochwertigen Serviceleistungen führe letztlich dazu, dass Kunden den Wert der handwerklichen Qualität nicht mehr einschätzen könnten.

Der seit Mitte vergangenen Jahres wachsende Optimismus in den rund 40.200 Betrieben des Kfz-Gewerbes müsse auch vor dem Hintergrund einer rund sechsjährigen Phase konjunktureller Enge und struktureller Unruhe gesehen werden, heißt es weiter in der Veröffentlichung. In der Folge der aktuellen Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) seien vertragliche Regelungen entstanden, die mit ursächlich gewesen seien für den Konzentrationsprozess bisher unbekannten Ausmaßes. Im Sog der konjunkturellen Erholung verzeichnete die Branche einen vorsichtigen Aufwärtstrend bei der Umsatzrendite vor Steuern. Trotz sinkender Roherträge im Kerngeschäft Neuwagenverkauf sei es durch das Wachstum im Service und im Gebrauchtwagengeschäft gelungen, marginale Verbesserungen zu erreichen. Dennoch sei eine Bruttorendite für das Gesamtunternehmen je nach Betriebsprofil mit etwa 1,1 bis 1,5 Prozent unzureichend. Wörtlich sagte Rademacher: „Die Verbesserung der Rentabilität unserer Unternehmen steht weiterhin ganz oben auf der Agenda. Von dem Ziel einer dreiprozentigen Rendite sind wir unverändert weit entfernt.“

Der ZDK-Präsident warnte in diesem Zusammenhang vor Quersubventionen. Die noch stabilen Erlöse, beispielsweise im Service, im Ölgeschäft oder bei den Versicherungs- und Finanzdienstleistungen, dürften defizitäre Geschäftsbereiche weder kurz- noch längerfristig stützen. Wörtlich: „Der Service darf nicht die überhöhten Absatzziele einiger Hersteller oder Importeure subventionieren, wie dies vielfach der Fall ist.“

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