Conti entwickelt neues Reifendruckkontrollsystem

Mit einer neuen Generation von Reifendruckkontrollsystemen will Continental Autos und Nutzfahrzeuge sicherer, komfortabler und sparsamer machen. Ein Projektteam der Divisionen Automotive Systems und Pkw-Reifen arbeitet derzeit im Rahmen eines Entwicklungsauftrages an einem „intelligenten Reifensystem“, dessen Marktstart Unternehmensangaben zufolge Ende 2009/Anfang 2010 erfolgen könnte. Eine Kleinserie ist schon für 2008 geplant. Was aber unterscheidet das neue System von den heute schon im Markt verfügbaren? Ein an der Innenseite der Reifenlauffläche befestigtes Sensormodul verspricht nach Überzeugung des Automobilzulieferers nicht nur mehr Betriebssicherheit, sondern sendet auch relevante Daten zu Reifentyp, Geschwindigkeits- und Lastindex ins Auto. Elektronische Fahrhilfen wie ABS und ESP könnten dadurch effektiver arbeiten, so Conti. „Weiß das ABS, welche Art Reifen montiert sind, kann der Bremsweg aus 100 km/h um bis zu einen Meter kürzer ausfallen“, verdeutlicht Peter Säger, Projektleiter Reifendruckkontrollsysteme bei Continental Automotive Systems. Durch einen zusätzlichen integrierten Radlastensensor lasse sich außerdem beispielsweise verschobene Ladung in einem Lkw oder Leichttransporter nach kurzer Fahrtstrecke erkennen.

Für den Serieneinsatz des „intelligenten Reifensystems“ hat Continental jedenfalls bereits ein Sensormodul entwickelt, das nur sieben Gramm wiegen soll. Es sitzt in einer speziellen Halterung, die dauerhaft mit der Innenseite des Reifens verbunden ist, wodurch die Möglichkeit bestehe, nach der Montage neuer Reifen die Module weiter zu verwenden. Die Position des Sensors an der Reifeninnenseite bietet außerdem die Möglichkeit, mithilfe eines zusätzlichen integrierten Sensors die aktuelle Radlast zu ermitteln. Diese Information könne die Fahrzeugelektronik auf vielfältige Weise nutzen: etwa für die Leuchtweitenregulierung der Scheinwerfer, der Dämpfersteuerung oder die Aufforderung an den Fahrer, den Fülldruck nach Be- oder Entladen des Fahrzeugs anzupassen. ABS und ESP könnten zudem nochmals effektiver arbeiten, indem sie die aktuelle Achs- und Radlastverteilung zu Beginn einer Fahrt einlernen und somit die Regelung an die gegebene Fahrzeugbeladung optimal anpassen.

Mit der Verlagerung des Sensormoduls an die Innenseite der Reifenlauffläche verbindet Continental viele Vorteile gegenüber heutigen Reifendruckkontrollsystemen, bei dem das Modul am Ventil sitzt. „Denn an der Lauffläche ist das Sensormodul so weit wie möglich entfernt von der Felge, die hohen Temperaturschwankungen unterliegt. Dadurch sinkt die Gefahr von Fehlwarnungen deutlich. Denn die werden heute zu einem erheblichen Anteil von einer unpräzisen Temperaturkompensation durch die bauliche Nähe von Sensor und Felge verursacht“, so das Unternehmen. Als weiterer Vorteil dieses Layouts wird ein verbesserter Schutz vor mechanischen Beschädigungen des Sensors etwa durch Montagewerkzeuge beim Reifenwechsel genannt. Dass durch die Entkoppelung von Ventil und Sensor auf das Ventil erheblich geringere Fliehkräfte wirken, sieht der Automobilzulieferer als dritten wesentlichen Vorteil. Schließlich hätten Untersuchungen in den USA gezeigt, dass durch den Einsatz von Modulen am Ventil erheblich mehr Druckverluste oder Undichtigkeiten entstehen können, als mit Standardventilen.

Allerdings hebt Conti in diesem Zusammenhang nicht nur die Komfort- und Sicherheitsaspekte von Reifendrucküberwachungssystemen hervor, sondern lenkt den Blick zusätzlich auf die Umweltthematik. „Angesichts der Bemühungen um eine Verminderung des Kohlendioxidausstoßes erlangen diese Systeme nochmals größere Bedeutung“, sagt Dr. Ralf Cramer, Leiter Geschäftsbereich Elektronische Brems- und Sicherheitssysteme von Continental Automotive Systems, und verweist auf Erkenntnisse der Unternehmensforschung. Der zufolge fahren Schwer-Lkw im Durchschnitt mit zwölf Prozent zu niedrigem Reifenluftdruck. „Daraus entstehen allein in Nordamerika zusätzliche Kraftstoffkosten von fünf Milliarden Dollar. Zwei Milliarden Gallonen Diesel oder mehr als 7,5 Milliarden Liter könnten pro Jahr eingespart werden. Das zeigt, welchen Beitrag die Reifendrucküberwachung zur Senkung des weltweiten Kohlendioxidausstoßes leisten kann“, ergänzt er. „Speziell unser intelligentes Reifensystem, das von einem Projektteam aus Reifen-, Bremsen-, Elektronik- und Sensorikexperten entwickelt wurde, verdeutlicht unsere einzigartige Position unter den Zulieferern. Denn wir verfügen unter einem Dach über Expertise auf diesen für Komfort, Sicherheit und Umweltschutz relevanten Feldern“, ist er überzeugt.

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