Michelin und Renault – eine „French Connection“

Eine Partnerschaft findet ihr vorläufiges Ende: Der zweite aufeinander folgende WM-Triumph von Renault F1 und Fernando Alonso rundet nicht nur die zweite Ära von Michelin in der Formel 1 ab, sie markiert auch den Abschluss einer langjährigen Erfolgsgeschichte. Als Michelin 1977 den Sprung in die Königsklasse wagte, geschah dies auch auf Anregung des französischen Werksteams: „Wir fühlten uns sehr geehrt, als Renault uns fragte, ob wir gemeinsam mit ihnen in die Formel 1 einsteigen würden“, erinnert sich Pierre Dupasquier, damals und bis Ende 2005 Motorsportdirektor des Reifenherstellers.

Erster Höhepunkt: Die Pole Position beim Großen Preis von Frankreich 1979

Am 17. Juli 1977 ging die Kooperation von Renault und Michelin in ihre heiße Phase: Auch wenn das Debüt beim Großen Preis von England nach einem technischen Defekt am Fahrzeug frühzeitig beendet war, sorgte die „French Connection“ schnell für Aufsehen. Renault führte die Turbo-Technologie in der Formel 1 ein und sorgte im Laufe der Jahre für eine derart gewaltige Leistungsexplosion, dass die FIA sich gezwungen sah, dieses Motorkonzept zum Jahresende 1986 zu verbieten. Mit dem Radialreifen trug Michelin nicht unwesentlich zur „französischen Revolution“ in der Formel 1 bei. Diese Bauweise war selbst der Kraft von bis zu 1.200 Turbo-PS gewachsen und stellt bis heute den Maßstab in der Formel 1 dar.

Ihre erste Glanzstunde erlebten die beiden Partner 1979 ausgerechnet bei ihrem Heimrennen: Jean-Pierre Jabouille platzierte seinen Michelin-bereiften Renault RS10 in Dijon auf der Pole Position. Auch das Rennen dominierte der Franzose problemlos. Sein Landsmann und Teamkollege René Arnoux rundete den Erfolg mit Rang drei ab. Bis zum Ausstieg von Michelin zum Saisonende 1985 sollten 14 weitere gemeinsam errungene Siege folgen, ein Jahr später verabschiedete sich auch die Marke mit dem Rhombus aus der Königsklasse.

An ihren gemeinsamen Triumphen konnten die beiden Unternehmen ab der Saison 2001 wieder anknüpfen. „Wir waren immer sehr an einer Zusammenarbeit mit Michelin interessiert“, erklärt Pat Symonds, Chefingenieur des Renault-F1-Teams. „Ich erinnere mich immer noch gerne an die Zeit bei Toleman im Jahr 1984, als wir ebenfalls mit Michelin kooperierten. Schon damals war mir bewusst, welchen technologischen Fortschritt Michelin in den Sport einbringen konnte. Als die Partnerschaft von Renault und Michelin 2001 begann, stimmte mich das alles andere als unzufrieden. Motorsport ist in Clermont-Ferrand fest verankert und wir entwickelten schnell eine gute Arbeitsbeziehung. Während unserer gemeinsamen Zeit konnten wir durch den stetig wachsenden Erfahrungsschatz ein immer besseres Verständnis aufbauen. Das war ein interessanter Prozess. Auf der einen Seite setzte Michelin alles Erdenkliche in Bewegung, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen, andererseits stellten wir immer größere Anforderungen an sie.“

Die ersten WM-Titel im vierten Jahr der neuen Partnerschaft

Wie gut Renault und Michelin harmonierten, zeigt der Aufstieg von Renault F1 in den vergangenen Jahren. 2002 und 2003 sicherte sich der „Créateur d’Automobiles“ – nach vielen Jahren als Motorenlieferant nun wieder als vollständiges Werksteam eingeschrieben – jeweils den vierten Platz in der Konstrukteurswertung. Im zweiten Jahr feierten sie beim Großen Preis von Ungarn zudem den ersten gemeinsamen Grand-Prix-Erfolg der zweiten Michelin-Ära. Fernando Alonso krönte sich damals zum jüngsten Rennsieger der Formel-1-Geschichte. Auch dank des Triumphs von Jarno Trulli in Monaco – dem wohl prestigeträchtigsten aller Saisonläufe – kletterte Renault im Jahr 2004 auf die dritte Position in der Konstrukteurs-WM. In der folgenden Saison unterstützte Michelin seinen Partner Renault F1 sogar beim Gewinn der Fahrer- und Konstrukteurs-Weltmeisterschaft.

„Zu diesem Erfolg trugen meiner Meinung nach hauptsächlich drei Faktoren bei: stetige Fortentwicklung, 100-prozentiges Engagement und das herausragende Know-how der Mitarbeiter“, erklärt Nick Shorrock, bei Michelin für die Formel-1-Aktivitäten zuständig. „Zu Beginn unserer zweiten Ära zeigte unsere Formkurve steil nach oben. Wir gewöhnten uns schnell an die Charakteristik des neuen Autos. Durch eine genaue und kritische Analyse konnten wir unseren Partnern jederzeit die passenden Pneus zur Verfügung stellen. Den Unterschied machte danach hauptsächlich die Zusammenarbeit mit den einzelnen Teams aus.“

Das große Ziel: Als Weltmeister die Formel 1 verlassen

Der gemeinsame Triumph ließ beide Unternehmen nicht ruhen. Ganz im Gegenteil: „Auch nach dem ersten Titel ließ die Motivation innerhalb des Renault-F1-Teams keineswegs nach“, so Shorrock. „Vom Management bis zu den Technikern spürte ich einen noch stärkeren Erfolgswillen. Was Michelin betrifft, stand uns die letzte Saison in der Formel 1 bevor, und wir wollten uns unbedingt als Weltmeister verabschieden.“

Gesagt, getan: Die Michelin-Partner Renault F1 und Fernando Alonso verteidigten ihre WM-Titel nach einem packenden Jahr und krönten sich zum doppelten Doppelweltmeister. „Der Enthusiasmus und Wille von Michelin hat mich die ganze Saison über beeindruckt“, erklärte Pat Symonds kurz nach dem Gewinn der Meisterschaft. „Wir haben von den Ingenieuren ständig das bestmögliche Material verlangt und immer fantastische Rückmeldungen bekommen. Zusammen haben wir ein enormes Test- und Entwicklungsprogramm abgespult. Michelin kann die Formel 1 erhobenen Hauptes verlassen.“

Von der Zusammenarbeit zeigte sich auch Alain Dassas, Präsident des Renault F1 Teams, begeistert: „Unsere Erfolge in der Meisterschaft unterstreichen den exzellenten Einsatz des gesamten Teams und beweisen, dass Renault und Michelin es verstanden haben, zusammenzuarbeiten und gemeinsam zu siegen.“ Die Zahlen belegen diese vorbildliche Partnerschaft: Insgesamt blickt die Marke mit dem Rhombus in der Königsklasse auf 33 Siege, 50 Pole Positions und 26 schnellste Rennrunden zurück – allesamt errungen auf Reifen von Michelin. Zudem trugen Renault-Piloten bei 87 von 89 Podiumsplatzierungen die charakteristische blaue Kappe mit dem aufgestickten Bibendum. Ein besseres Indiz für eine erfolgreiche Kooperation gibt es wohl kaum …

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