Flagge gezeigt und eine unangenehme Überraschung

Das war eine unangenehme Überraschung für Frank Arnold, Verkaufsmanager Aluminiumfelgen bei Hayes Lemmerz: Bei seinem vormaligen Arbeitgeber Tunaverken (Schweden) hatte er noch maßgeblich an der Entwicklung von Aluminiumfelgen für Lkw mitgewirkt (besonders bei den farbigen), dann war Tunaverken Anfang des Jahres insolvent geworden, das Equipment an die Firma Aluwheel in Manama (Bahrain) verkauft worden, die wiederum diese Felgen weiterbaut und an Hayes Lemmerz liefert – inzwischen zum neuen Arbeitgeber Arnolds geworden. Diese Felgen schmückten denn auch den Stand des Weltmarktführers und Europas Nummer 2 bei Nutzfahrzeugrädern, aber am Eingang der gleichen Messehalle wurde der Besucher von Tuna Wheel empfangen, „made in Sweden“.

„Made in Sweden“ seien die nicht, räumt Jassim S. Al Shaikh, Geschäftsführer bei der Aluwheel, auf dem Stand von Hayes Lemmerz ein. Aber mit Übernahme des Equipments habe man mit Teilen des vormaligen Managements von Tunaverken eine Liefervereinbarung getroffen. Das heißt: Die „Tuna Wheel“ made in Schweden wurden in Bahrain gebaut, die Situation, dass man jetzt im engen europäischen Markt mit Hayes Lemmerz und den Schweden jetzt zwei Distributeure im Prinzip der gleichen Räder habe misslich, er rechne aber damit, dass man noch in diesem Jahr einen Weg finde, der allen Beteiligten gerecht wird. Damit wird sich denn wohl sein Nachfolger Abdul Rahman Ghuloom befassen müssen, den er auf der IAA vorstellt, weil Al Shaikh das Unternehmen verlässt.

Dieser Vorgang mag unangenehm gewesen sein, zumal Hayes Lemmerz seinen Stand sehr stark auf Aluminiumfelgen für Nutzfahrzeuge ausgerichtet hatte, muss das Unternehmen aber nicht wirklich „kratzen“, denn das Geschäft mit diesem Rädertyp ist erst im Aufbau, soll so etwas wie ein Zusatzangebot sein und Mengendruck bestehe in keinster Weise, wie der Vizepräsident Aluminium Operations Marc Hendrickx gegenüber dieser Zeitschrift vor einigen Monaten erklärt hatte.

Das Rückgrat im Nutzfahrzeuggeschäft von Hayes Lemmerz sind Stahlfelgen, dort ist man weltweit die klare Nummer Eins, wenngleich in Europa in einigen Segmenten und bei einigen Kunden auf Rang 2 rangierend (hinter der mefro-Gruppe). In der Hayes-Lemmerz-Gruppe wurden im letzten Jahr deutlich mehr als sechs Millionen Lkw-Stahlräder und etwa eine halbe Million Gabelstaplerräder hergestellt und weltweit verkauft. Im Einzelnen:

In Nordamerika sind Technik, Forschung und Entwicklung für Nutzfahrzeuge am Stammsitz in Northville (Michigan) untergebracht. Einerseits werden Scheibenräder und abnehmbare Felgen, andererseits zweiteilige, auseinandernehmbare Räder für Spezialanwendungen für den Militäreinsatz (High Mobility Multi Purpose Wheeled Vehicles) hergestellt, genannt sei der Humvee, die Militärausführung des Hummer. Die dafür zuständige Fabrik ist in Akron (Ohio), die dortige Kapazität liegt bei 1,4 Millionen Einheiten.

In Südamerika ist das betreffende Werk in Guarulhos bei Sao Paulo, in dem auch Pkw-Stahlräder (Kapazität 6,3 Millionen jährlich) hergestellt werden, beliefert werden vornehmlich die Lkw-Industrie und die Anhängerhersteller, also die Erstausrüstung. Die aktuelle Kapazität liegt bei 1,2 Millionen Einheiten jährlich.

In Asien ist Hayes Lemmerz im Nutzfahrzeugbereich mit den Standorten Pune bei Mumbai (Indien) und Manisa (Türkei) präsent, wobei der Gedanke naheliegend sein mag, von dort aus auch europäische Märkte zu versorgen. Aufgrund der hohen Transportkosten geschieht dies allerdings nur in minimalen Größenordnungen. Das Werk in der Türkei hat eine Jahreskapazität von 1,5 Millionen Einheiten und arbeitete bei einem Besuch dieser Fachzeitschrift vor wenigen Monaten an der Kapazitätsgrenze. In Pune wurden in 2005 noch 800.000 Einheiten gefertigt, derzeit laufen aber die Arbeiten, diese Kapazitäten kräftig auszubauen, freut sich Pieter Klinkers (Vice President Sales & Marketing) bereits auf die feierliche Eröffnung der neuen Produktionsanlagen, die für Dezember terminiert ist.

Blickpunkt Europa: Da ist in Ostrava (Tschechien) eine Fabrik, in der jährlich etwa eine halbe Million Stahlräder für Gabelstapler hergestellt werden. Das zentrale Werk ist im deutschen Königswinter und gilt nach starken Investitionen Ende der 90er Jahre und Anfang dieses Jahrzehnts als eines der modernsten und auch effektivsten weltweit (ein Teil des vormaligen Equipments findet sich übrigens in Manisa wieder) und hat eine Kapazität von etwa 1,6 Millionen Lkw-Stahlrädern (neben etwa sieben Millionen Pkw-Stahlrädern).

Ein Ausschnitt aus der Liste der Erstausrüstungskunden von Lkw-/LLkw-Stahlrädern inklusive Trailern weltweit: DAF, DaimlerChrysler, Ford, Iveco, Isuzu, Kögel, Krone, Leyland, Mack, MAN, Nissan, Paccar, Renault Truck, Scania, Tatra, VanHool, Volkswagen, Volvo …

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