Europäischer Hersteller will nach Europa

Ein Unternehmen, das auf dem Westeuropäischen Markt bisher kaum in Erscheinung getreten ist, obwohl es seine Produktionsstätte in Europa hat, ist Eurotire Inc. – nicht zu verwechseln mit dem holländischen Reifengroßhändler mit ähnlichem Namen. Während die kaufmännischen Abteilungen in Chicago (Illinois/USA) niedergelassen sind, stellt Eurotire seine Reifen – dies sind ausschließlich EM-Reifen – in der ukrainischen Stadt Dnjepropetrowsk her. Das Unternehmen Eurotire wurde 2001 gegründet; aber erst im vergangenen Jahr kamen die ersten Reifen mit diesem Markennamen auf den Markt.

Dabei hat das Unternehmen eigentlich eine bereits 50-jähige Geschichte, war es doch aus den Überresten eines zu Sowjetzeiten renommierten Forschungsinstituts hervorgegangen, dem „Ukrainian Institute of Large Diameter Tyres“. Dieses Institut betrieb Grundlagenforschung und entwickelte hochwertige EM-Reifen, die u.a. im sowjetischen und später im russischen Militär einen Abnehmer fanden. Noch heute sei die F&E-Abteilung, so Shimon Laber, Vice President und verantwortlich für Business Development, mit hoch dekorierten und erfahrenen Ingenieuren besetzt, die es verstehen, einen EM-Reifen zu designen und zu konstruieren. Als das staatliche Forschungsinstitut 2001 privatisiert werden sollte, wurde Eurotire gegründet. Seither hat Eurotire rund 50 Millionen US-Dollar in die Modernisierung der Produktionsanlage in Dnjepropetrowsk investiert.

Auch verfügt das Unternehmen heute über eine eigene Kautschukplantage. Diese war Eurotire ebenfalls nach der unfreiwilligen Auflösung der Sowjetunion zugefallen. Die rund 1.000 Hektar große Plantage liegt in Vietnam; der EM-Reifenhersteller bezieht natürlich die benötigten Rohstoffe von dort und gibt – wenn möglich – Naturkautschuk den Vorzug über Synthesekautschuk. Der Naturkautschuk wird in Vietnam nicht nur abgebaut, sondern er wird dort ebenfalls weiterverarbeitet, ergänzt Rich Schuelke, der als Vice President für Global Sales verantwortlich ist.

In seiner Fabrik stellt das amerikanisch-ukrainische Unternehmen jährlich rund 20.000 EM-Reifen her, von denen ein Großteil in die Vereinigten Staaten exportiert und dort verkauft wird. So habe man auch in Westeuropa einige wenige Kunden, erläutert Shimon Laber. Der junge Business Development Manager richtet seinen Blick indes ganz deutlich auf die hiesigen Märkte, scheinen dort doch lukrative Möglichkeiten für ein Unternehmen zu bestehen, das über genügend EM-Reifen verfügt.

Dies sei bisher eher weniger der Fall gewesen, so Laber weiter, weswegen man sich auch wenig öffentlichkeitswirksam „unterhalb des Radars“ bewegt habe. Dies solle sich aber in naher Zukunft ändern. Er deutet an, dass in den kommenden Wochen eine bedeutende Bekanntmachung zu einer zweiten EM-Reifenfabrik stattfinden wird. Details, etwa zur Höhe des Investments oder der Größe der Produktionskapazität, sollen zwar noch nicht veröffentlicht werden. Dennoch: „Unser Investment ist äußerst eng mit dem EU-Markt verbunden.“ Es steht also zu erwarten, dass in naher Zukunft EM-Reifen der Marke Eurotire stärker auf dem europäischen Markt angeboten werden, als bisher; von einem Händler in Belgien ist die Rede.

Der aktuelle Produktkatalog zeigt sechs verschiedene Produkte für verschiedene Anwendungen, darunter auch ein EM-Reifen radialer Bauweise in 29.5 R25. Dennoch, das neue Prachtstück der Produktpalette ist der Reifen namens „Euro 40 Standard“ in der Größe 40.00-57, dessen Ply-Rating 68 ebenfalls darauf hindeutet, wo dieser EM-Reifen Gebrauch findet: in den Minen dieser Welt. Allein in der Entwicklung und Produktionsaufnahme dieses Diagonalreifens habe Eurotire etwa 27 Millionen Dollar investiert. Auch künftig wolle Eurotire an der Diagonalreifentechnologie festhalten, so Shimon Laber im Gespäch mit der NEUE REIFENZEITUNG. In bestimmten Anwendungen habe sie sich als absolut überlegen gegenüber Radialreifen erweisen.

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