Linglong setzt ehrgeizige Ziele um

Für ein Unternehmen wie Shandong Linglong Rubber Co., Ltd. ist eine Präsenz auf der Citexpo in Shanghai Pflicht – eigentlich. Denn während im vergangenen Jahr wenigstens noch Giti Tire als einer der großen chinesischen Hersteller die Ausstellung nutzte, so war Linglong in diesem Jahr mit Abstand der größte Reifenhersteller unter den Ausstellern der Citexpo. Exportmanagerin Merry Wang sieht darin aber keinen Grund, es den Wettbewerbern gleichzutun. Im Gegenteil: „Wir wollen eine Marke schaffen“, sagt sie selbstbewusst. Und dass Shandong Linglong diesbezüglich noch Nachholbedarf hat, kann sie ebenso selbstbewusst zugeben, will der Hersteller mit Sitz in der Stadt Zhaoyuan (Provinz Shandong) doch in die erste Liga der Reifenhersteller aufsteigen und nimmt dazu – vermutlich – richtig großes Geld in die Hand. Merry Wang sagt zwar nicht, wie viel Linglong investieren will, es soll aber ab diesem Winter eine neue Pkw-Reifenfabrik gebaut werden, die – nach Fertigstellung Ende 2008 – eine Jahreskapazität von 16 Millionen Einheiten (!) haben wird.

Im kommenden Jahr, so der Plan, will Linglong bereits rund acht Millionen radiale Pkw-Reifen in seinem Werk fertigen; es kommen noch einmal 2,6 bis drei Millionen Lkw-/Busreifen hinzu. Durch die neuen Produktionskapazitäten, die den Output an Pkw-Reifen verdreifacht, soll der chinesische Markt ebenfalls stärker bedient werden. Derzeit, so erklärt die Exportmanagerin, gehen etwa 97 Prozent der Pkw-Reifen ins Ausland, auch nach Europa. Dies werde sich in naher Zukunft mit Sicherheit ändern, wenn die neue Produktionsstätte ihre enorme Kapazität ausnutzen kann. Neben den Exportmärkten, die ebenfalls weiter ausgebaut werden soll, wolle sich Shandong Linglong insbesondere um den heimischen Markt kümmern, wo man derzeit noch als relativ schlecht vertreten gilt, was Pkw-Reifen betrifft. In China soll dementsprechend nicht nur der Ersatzmarktanteil weiter steigen, sondern eben auch die Erstausrüstung, wo der Hersteller derzeit so gut wie keinen nennenswerten Anteil hat. Hierzu fehlen ihm schlicht die Kapazitäten. Obwohl Merry Wang zugeben muss, dass in China derzeit – trotz der enormen Pkw-Produktion, die bereits größer als die in Deutschland ist, und trotz der wachsenden Nachfrage aus dem Ersatzmarkt – eine immense Überproduktion stattfindet, die – so der allgemeine Verdacht – oftmals nur aufgrund staatlicher Beihilfen billig auf Exportmärkten abgesetzt werden kann, vertraue man auf die Qualität der Produkte. Die bereits oft zertifizierte Qualität der Produkte (und der Produktionsstätte) soll auch auf eine weitere Pkw-Reifenmarke übertragen werden, die Shandong Linglong im Zuge der Kapazitätserweiterung auf den Markt bringen will. Dass diese Marke „einen westlich klingenden Namen“ haben wird, zeigt bereits die Stoßrichtung, in die der Hersteller mit dieser Marke vordringen will. Auch wenn Linglong vom wachsenden heimischen Markt spricht, so scheinen europäische und nordamerikanische Exportmärkte doch ganz offensichtlich das vordergründige Ziel dieser neuen Marke. Die Marke Linglong werde man selbstverständlich behalten, sagt Merry Wang.

Ein Blick auf das Produktportfolio offenbart keine nennenswerten Lücken. Linglong verfüg laut aktuellem Katalog allein über 38 radiale Lkw-Reifenprofile, die in zahllosen Spezifikationen und Dimensionen verfügbar sind, darunter natürlich auch europäische Standardgrößen wie 315/80 R22.5 oder 385/65 R22.5. Auch bei Pkw-Reifen sind derzeit 23 verschiedene Linglong-Profile verfügbar, wie etwa der Linglong L688, den der Hersteller auch in 265/35 ZR18 W anbietet. Die Range geht dabei von 13 bis 24 Zoll (255/30 R24) und beinhalten auch drei Winterprofile, von denen eins bespikebar, also speziell für nordische Wetterbedingungen ist. Auffällig: Alle Winterreifen des Sortiments verfügen über den Speedindex H. Shandong Linglong baut derzeit – wie viele Hersteller weltweit – ihre EM-Reifenproduktionskapazitäten aus, da man sich in diesem Marktsegment ordentliche Margen verspricht. So seien etwa 200 Millionen Yuan in die Entwicklung eines radialen EM-Reifens geflossens, der seit August im Werk in der Provinz Shandong gefertigt wird. Bis Ende des kommenden Jahres, so der Plan, sollen aber wenigstens zehn verschiedene Größen für radiale EM-Reifen verfügbar sein; auch von einem 49-Zoll-Reifen ist die Rede. Gegenwärtig, so also die Schlussfolgerung, stellt Linglong beinahe ausnahmslos diagonale EM-Reifen her und vermarktet diese weltweit. Merry Wang könne sich zwar vorstellen, dass radiale EM-Reifen irgendwann einmal die diagonalen komplett ablösen. Dies sei aber Zukunftsmusik und gegenwärtig auch wegen der zahlreichen Anwendungen, in denen Diagonalreifen einfach mehr Leistung bieten, nicht denkbar. Insgesamt stellt Shandong Linglong jeden Tag rund 500 EM-Reifen in seiner Produktionsstätte her, in der bereits jetzt 8.000 Beschäftigte tätig sind. Die größten EM-Reifen sind dabei Produkte in 40.00-57E4, die unter anderem in Minen eingesetzt werden können und für die – wie für die gesamte Range – derzeit weltweit ein deutlicher Nachfrageüberhang besteht. Neben radialen Pkw-, Lkw- und EM-Reifen stellt Linglong noch Landwirtschaftsreifen sowie diagonale Lkw-Reifen her.

Es bleibt also abzuwarten, wie sich das ehrgeizige Privatunternehmen in den kommenden Jahren weiter auf dem chinesischen wie auch insbesondere auf dem Exportmarkt entwickelt. Eins jedenfalls scheint jetzt bereits festzustehen: Das Selbstbewusstsein, mit dem Shandong Linglong auftritt und seine Produkte präsentiert, lassen kaum Zweifel an der Fähigkeit des Herstellers aufkommen, dass er sich unter die anderen großen und namhaften asiatischen Hersteller mischt, denen man in Europa heute ebenso begegnet wie manch einer Zweit- oder gelegentlich sogar Premiummarke.

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