Chinesische Hersteller wollen geändertes Wachstumsmodell

(India/Rubber Asia) Seit Beginn dieses Jahres gilt in der Volksrepublik China der elfte Fünfjahresplan. Aus diesem Anlass hat die chinesische China Rubber Industry Association (CRIA) bzw. deren Verbandszweig „Reifen“ einige Zielsetzungen formuliert, mit denen gegenwärtige Probleme der Branche begegnet und die Hersteller fit für die kommenden fünf Jahre gemacht werden sollen. Im Mittelpunkt dabei stehen die wachsenden Überkapazitäten in China sowie das so genannte „alte Wirtschaftswachstumsmodell“, das laut CRIA auf Outputsteigerung statt auf Innovationen und verbesserte Technologien basiert.

Wie der CRIA-Verbandszweig „Reifen“ unter der Leitung von Direktor Fan Xian (Vorstandsvorsitzender der Shanghai Tyre & Rubber Co., Ltd.) mitteilt, sei das Wachstum der chinesischen Reifenbranche auch im ersten Quartal 2006 unvermindert stark gewesen. Der Output der Branche – in diesem Fall der meldenden CRIA-Mitglieder – habe um 17,17 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2005 zugenommen. Insgesamt wurden 41,79 Millionen Automobilreifen von den CRIA-Mitgliedern produziert. 45 Reifenhersteller sind Mitglieder der CRIA, sie sind die mit Abstand größten Hersteller Chinas und bilden daher einen repräsentativen Querschnitt der Branche, wenn die Zahlen auch nicht den Markt zu 100 Prozent wiedergeben.

Von den 41,79 Millionen Automobilreifen, die im ersten Quartal von Chinas CRIA-Mitgliedern gefertigt wurden, waren 29,3 Millionen Radialreifen, also rund 70 Prozent. 18,47 Millionen Reifen im Wert von 6,8 Milliarden Yuan (664,3 Mio. Euro) wurden im ersten Quartal exportiert, was einer Exportquote von sage und schreibe 44,2 Prozent entspricht. Während der Output, wie oben bereits erwähnt, um 17,17 Prozent zugenommen hat, nahmen die Exporte im ersten Quartal dem Exportwert nach um immerhin 44,13 Prozent zu. Die Anzahl der exportierten Stückzahlen nahm hingegen nur um 21,63 Prozent zu, die Anzahl exportierter Radialreifen aber um 45,9 Prozent. Die Absatzmärkte der chinesischen Hersteller liegen demnach immer öfter im Ausland, wo sie höherwertige Reifen absetzen. Von den 18,47 Millionen exportierter Reifen waren 10,64 Millionen radialer Bauart (Anteil: 57,6 %). Gleichzeitig muss die CRIA aber auch melden, dass die Gewinne der Mitglieder aus der Reifenbranche im ersten Quartal um 23,76 Prozent zurückgegangen sind, was mit den hohen Rohstoffkosten erklärt wird.

Im ersten Quartal dieses Jahres wurden darüber hinaus von den CRIA-Mitgliedern 17,34 Millionen Motorradreifen produziert. Dies stellt eine Steigerung von 49,6 Prozent gegenüber demselben Vorjahresquartal dar.

Der Verbandszweig „Reifen“ der China Rubber Industry Association kam auf ihrer jüngsten Vollversammlung zu dem Schluss, dass eine Änderung der gegenwärtigen Wachstumsstrategie der CRIA-Mitglied stattfinden müsse. Während der kommenden fünf Jahre wolle man daher einige wichtige Punkte angehen:
· Erstens basiere das Wachstum der chinesischen Reifenhersteller heute hauptsächlich auf den Verbrauch der Produktionsfaktoren Boden, Arbeit und Kapital. Die Branche habe es noch nicht verstanden, sich von diesem „alte Wirtschaftswachstumsmodell“ zu lösen.
· Zweitens hat die hohe Investitionstätigkeit der vergangenen Jahre dazu geführt, dass der Output der Reifenhersteller sehr stark angestiegen ist. Nun gebe es Produktionsüberschüsse.
· Drittens treffen die chinesischen Reifenexporte weltweit auf immer mehr Hindernisse. Die Abhängigkeit von Exporten nimmt zu und könne sich u.U. negativ auf den heimischen Markt und die Hersteller auswirken.
· Da China viertens keine nennenswerte eigene Kautschukproduktion besitzt, treffen die hohen Rohstoffpreis die Reifenbranche hart.
· Und fünftens hat die chinesische Reifenindustrie technologische Einschränkungen, die dadurch überwunden werden können, indem das auf Ressource- bzw. Produktionsfaktoren-Verbrauch basierende Wachstumsmodell durch ein von der Technologie geleitetes Modell ersetzt wird und indem der Import von Technologie durch eigene Innovationen ersetzt wird.

Diese Punkte sollen laut des staatlichen Branchenverbands noch im Laufe des aktuell gültigen Fünfjahresplanes angegangen werden, heißt es vonseiten der CRIA. Zunächst soll ein „wissenschaftliches Entwicklungskonzept“ für die Branche erstellt werden, um das Wirtschaftswachstumsmodell umzustellen. Dann sollen die Reifenhersteller künftig nicht so sehr in die Kapazitäten sondern in Technologie und Innovationen investieren. Als weitere Maßnahme wird die Vereinheitlichung der Marktbedingungen für heimische und ausländische Hersteller genannt, etwa beim Steuersystem. Als letzte Maßnahme formuliert die CRIA den Ausbau des Recyclings und der Runderneuerung von Reifen.

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