Kumho wird auch weiterhin in China investieren

Mit der Grundsteinlegung zur neuen Pkw-Reifenfabrik im Nordosten Chinas könnte der koreanische Hersteller Kumho ab dem kommenden Jahr zum größten Hersteller des Landes werden. Eine Produktionskapazität von dann über 21 Millionen Einheiten, ein neues „globales F&E-Zentrum“ vor Ort sowie ein weit verbreitetes Retail- und Distributionsnetz kündigen von Kumhos großen Ambitionen im Reich der Mitte und werfen gleichzeitig ein Schlaglicht auf die weltweite Entwicklungsfähigkeit des koreanischen Herstellers.

„Wir haben in den chinesischen Markt stets ein unerschütterliches Vertrauen gebracht und sehen darin den Markt mit dem weltweit größten Potenzial“, sagt Kim Chang Nyun in einem Interview mit der Zeitung China Business Weekly. Dies habe sich in der Vergangenheit gezeigt und werde sich in der Gegenwart und der Zukunft fortsetzen. Bis 2008 werde der koreanische Hersteller einen Anteil von rund 20 Prozent am chinesischen Ersatzmarkt wie auch an der Erstausrüstung haben, so der General Manager von Kumho (China) Sales Co., Ltd. weiter. Weltweit wolle man unter die Top-5-Hersteller aufrücken.

Dass dies kein Wunschdenken ist, sondern sich in den Aktivitäten des Herstellers in China ausdrückt, ist offenkundig. Im vergangenen Jahr hat Kumho in China einen Umsatz von 273 Millionen US-Dollar und hat dafür rund zwölf Millionen Reifen auf dem chinesischen und auf Exportmärkten der Region verkauft. Der Reifenhersteller habe einen Marktanteil von über 15 Prozent bei Pkw-Reifen erreicht, so der Hersteller. In diesem Jahr solle sich der Umsatz auf 347 Millionen Dollar erhöhen; 15 Millionen Reifen wurden dafür verkauft. 2006 werde „ein bedeutendes Jahr“ für Kumho sein, so General Manager Kim weiter. „In diesem Jahr werden wir die Fabrik in Tianjin in Betrieb nehmen. Unsere neue Fabrik in Changchun wird auch auf den Weg gebracht. Und zum Ende des Jahres wird auch unser globales Forschungs- und Entwicklungszentrum in Tianjin seine Arbeit aufnehmen“, skizziert Kim die aktuellen Aktivitäten des koreanischen Herstellers in China. Darüber hinaus werde man in „Shanghai ein Hauptquartier errichten, das unseren Absatz, unsere Produktionspläne und unsere Strategien für den chinesischen Markt entwickeln soll“.

Die Investments im Einzelnen

(1) Nanjing: Das Reifenwerk in Nanjing wurde bereits vor zehn Jahren erbaut und hatte zunächst eine Produktionskapazität von rund drei Millionen Einheiten. Bis zum Ende des vergangenen Jahres wurde diese erste Kumho-Fabrik in China aber auf 13 Millionen Pkw-/Llkw-Reifen aufgestockt. Über die Investitionshöhe ist nichts bekannt. Das Unternehmen firmiert unter der Bezeichnung Nanjing Kumho Tire Co., Ltd.
(2) Tianjin: Kumho kam bereits 1995 nach China und positionierte damals zwei Reifenwerke im Land. Eins entstand 1996 in Nanjing im Süden Chinas (siehe oben), das zweite 1997 im Norden in Tianjin. Im Zuge der asiatischen Finanzkrise 1999 musste Kumho die Jointventure-Anteile an der ursprünglichen Tianjin-Fabrik aber 2000 (an Bridgestone) verkaufen, um Schulden abbauen zu können. Im vergangenen Dezember hatte Kumho dann mit den Bauarbeiten zu einem neuen Pkw-Reifenwerk – erneut in Tianjin – begonnen. Für ein Investitionsvolumen von rund 180 Millionen Dollar entsteht dort ein Werk mit einer Produktionskapazität von 5,25 Millionen Einheiten. Wenn alles nach Plan läuft, werden wohl nach Inbetriebnahme im kommenden Jahr weitere 130 Millionen in die Aufstockung dieser Kapazität investiert, kündigt der General Manager bereits vorab an. In Tianjin steht Kumhos zweite chinesische Reifenfabrik.
(3) Changchun: Erst im Mai dieses Jahres hatte Kumho den Grundstein zu seiner dritten Fabrik in China gelegt. In Changchun im Nordosten des Landes investiert der koreanische Hersteller über 150 Millionen in eine Pkw-Reifenfabrik. Die Kapazität von rund 3,15 Millionen Reifen sei überwiegend für die Erstausrüstung beim chinesischen Automobilhersteller China First Automotive Group (FAW) bestimmt, der an dem Werk auch eine Minderheitsbeteiligung hält und im Rahmen eines Jointventures mit VW auch Audi-Modelle fertigt.
(4) F&E-Zentrum, Tianjin: Wenn das globale Entwicklungszentrum des koreanischen Reifenherstellers in China zum Ende dieses Jahres die ersten Ingenieure beschäftigt, hat der Reifenhersteller rund 30 Millionen Dollar investiert.

Wenn Kumhos drei Reifenfabriken im kommenden Jahr also produzieren, wird das koreanische Unternehmen in China also über Produktionskapazitäten von über 21 Millionen Einheiten verfügen. Dies ist mehr als bei Giti Tire (China), dem bisher größten Produzenten in China mit rund 18 Millionen produzierter Reifen, und mehr als bei Hankook, der bisherigen Nummer zwei mit 15,5 Millionen. Interne Untersuchungen sagen in China allerdings in naher Zukunft eine Nachfrage nach Kumho-Reifen in Höhe von knapp 30 Millionen Einheiten voraus. Es steht also zu erwarten, dass der koreanische Reifenhersteller in naher Zukunft weiter in China investieren wird, um diese Produktionslücke lokal zu schließen, zumal Kumho aus seinen chinesischen Fabriken auch Exportmärkte bedient und bedienen wird. Die Grundsteinlegung im Mai in Changchun für die dritte Pkw-Reifenfabrik sowie die Vorabankündigung, in Tianjin weitere 130 Millionen Dollar zu investieren ist demnach die logische Konsequenz der hohen Erwartungen. Die Fabrik in Changchun wird in Korea im Übrigen als strategischer Schlüssel für den chinesischen Markt gesehen, da in der Nähe zahlreiche Pkw-Erstausrüster angesiedelt sind.

Darüber hinaus betreibt Kumho in China fünf Logistikzentren (hauptsächlich in Städten in den wirtschaftlich starken Küstenregionen) sowie zehn Büros. Dazu gehören noch rund 100 „Automaster Kumho Service Centers“ im Retailgeschäft sowie über 1.000 mit Kumho kooperierende Händler. Insgesamt werden 5.000 Händler in China mit Reifen beliefert.

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