Apollo und Dunlop SA als passende Partner

Apollo Tyres Ltd. aus Indien setzt sich große Ziele. Wie Neeraj R. S. Kanwar, Geschäftsführer und COO des indischen Reifenherstellers, in einem Interview mit Southern Africa Treads – internationaler Kooperationspartner der NEUE REIFENZEITUNG – betont, wolle man bis 2010 einen Jahresumsatz von bereits zwei Milliarden US-Dollar erreichen. Ein erster Schritt könnte dabei die Übernahme von Dunlop Tyres SA in Südafrika sein, wodurch sich Apollo Tyres erstmals in internationale Gefilde begibt. Beide Hersteller ergänzen sich dabei sehr gut, lebten dieselbe Unternehmenskultur und könnten gemeinsam technologisch unabhängig werden.

Seit Ende April ist sie auch von den zuständigen Behörden abgesegnet, die Übernahme von Dunlop Tyres SA durch Apollo Tyres. Derzeit gibt es in zahllosen offiziellen wie auch informellen Runden in beiden Unternehmen in Südafrika und Indien nur ein Thema: wie kann nun die Übernahme zum Nutzen beider Reifenhersteller im Detail umgesetzt werden. Langfristig, so Apollo-Geschäftsführer Neeraj Kanwar im Gespräch mit Southern Africa Treads, „ist es unsere Strategie ein Schlüssellieferant für Technologie zu werden und in punkto Technologie vollkommen unabhängig zu sein. Die Übernahme von Dunlop SA passt gut zu unserer Vision, nach der wir unsere Präsenz über den indischen Markt hinaus ausweiten wollen und ein Global Player werden.“

Im vergangenen Geschäftsjahr 2005/2006 (endete im März 2006) hat Apollo Tyres immerhin schon einen Umsatz von gut 650 Millionen US-Dollar erzielt. Die entspricht einem Umsatzplus von immerhin 12,9 Prozent – ohne Akquisitionen. Somit hat man das Ziel, binnen fünf Jahren den Umsatz auf zwei Milliarden Dollar zu steigern, wenigsten schon zu einem Drittel erreicht. Durch die Übernahme in Südafrika werden nun noch einmal gut 200 Millionen Dollar Umsatz hinzukommen. „Wir empfinden Dunlop als absolut passend für uns“, betont Kanwar im Gespräch. Insbesondere seien die Erfolge, die Dunlop Tyres SA – wird manchmal als Dunlop International bezeichnet – in Bezug auf die Radialisierung des Heimatmarktes von großem Interesse für den indischen Hersteller. Erst kürzlich hatte sich Apollo Tyres aus einem Jointventure mit Michelin zur gemeinsamen Herstellung von radialen Lkw-Reifen in Indien zurückgezogen. Der Grund: Man habe das Entwicklungspotenzial als „zu optimistisch“ eingeschätzt. In anderen Worten: Auf dem Lkw-Reifenmarkt liegt die Radialisierungsquote immer noch bei etwa zwei Prozent; man hatte bei Gründung des Jointventures vor drei Jahren angenommen, der Markt würde sich bis heute auf etwa zehn Prozent entwickeln. Man wollte seinen Resourcen künftig dort einsetzen, wo sie nützlich seien, so Neeraj Kanwar weiter im Gespräch mit Southern Africa Treads.

Durch die Übernahme Dunlops in Südafrika verfüge man auf einmal allerdings über eine umfangreiche und technologisch ausgereifte radiale Produktlinie. Sollte sich der indische Markt künftig entsprechend entwickeln, habe man passende Produkte jederzeit verfügbar, ohne als Juniorpartner in einem Jointventureunternehmen eingebunden zu sein. Darüber hinaus verfüge Dunlop Tyres SA ein riesiges Sortiment an EM-Reifen. „Aufgrund der weltweiten Knappheit dieser Reifen ist die Nachfrage danach enorm. Dies ist eine weitere Stärke, die wir bei Dunlop sehen.“

Neeraj Kanwar sowie Mike Hankinson und Pierre Dreyer, CEO und Geschäftsführer von Dunlop Tyres SA, betonen im Gleichklang, dass der südafrikanische Reifenhersteller auch künftig als unabhängige Einheit mit dem selben Personal geführt werde. „Apollo wird da keine Rolle spielen – wir werden nicht das tagtägliche Geschäft übernehmen wollen.“ Auch werde natürlich der Markenname Dunlop beibehalten; Dunlop Tyres SA hat im Übrigen keine Verbindungen mit der Marke Dunlop aus dem Goodyear- und dem Sumitomo-Konzern oder Dunlop India Ltd.

Offensichtlich freut man sich bei Dunlop Tyres SA auch darüber, nicht von einem der großen globalen Reifenhersteller übernommen worden zu sein. Man sei auf der Suche nach Gleichgesinnten gewesen, die die gleiche Unternehmenskultur lebten, betont Dunlop-Geschäftsführer Pierre Dreyer. „Ein Zusammengehen mit Apollo würde die Erhaltung unserer einzigartigen internationalen Möglichkeiten gewährleisten und die Fortführung von vielen unserer unternehmerischen Aktivitäten“, so Dreyer zu den Überlegungen vor der Übernahme. Im Verein mit einem der großen fünf oder zehn Reifenhersteller wären „viele unserer globalen Profitmöglichkeiten in Nischenmärkten, die wir während der vergangenen Jahre entwickelt und ins Leben gerufen haben, einfach verpufft.“

Durch die Übernahme werde Apollo Tyres in die Lage versetzt, seine eigenen Produkte und Marke in Südafrika einzuführen. Dunlop Tyres SA betreibt ein Netzwerk von über 230 exklusiven Mehrmarken-Handelsbetrieben in Südafrika und Simbabwe (Dunlop Accredited Distributors) und hält einen bedeutenden Anteil an National Tyre Services in Simbabwe, einem namhaften Reifenhandelsbetrieb.

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