Winterliche Lebenswahrheiten statt Sieben-Grad-Lüge

In der deutschen Reifenbranche wird teilweise mit Unverständnis die Berichterstattung des Spiegel zur Kenntnis genommen, wonach Reifenherstellern unter der Überschrift „Eiskalter Schwindel“ (17. Oktober) Betrug am Endverbraucher vorgeworfen wird. Die Argumentation des Autors: Winterreifen seien eben nicht generell unterhalb von sieben Grad leistungsfähiger als Sommerreifen, gerade auf trockener Fahrbahn nicht, und die Industrie belüge diesbezüglich die Autofahrer, um ein vermeintliches „Milliardengeschäft im Dienst der Sicherheit“ zu machen („Sieben-Grad-Lüge“ nennt dies der Spiegel). Dabei tritt der Autor vorwiegend zu einer Beweisführung auf trockener Fahrbahn an, muss gleichzeitig aber selber zugeben, dass aus dem Hause Michelin gründlich dokumentierte Testergebnisse zum Bremsen auf nasser Fahrbahn unter sieben Grad vorliegen; auch Continental kommt zu solchen Ergebnissen, schreibt das ReifenMagazin als Reaktion auf den Bericht. Die Vorteile bei Eis und Schnee werden vom Autor gar nicht erst infrage gestellt.

Ein Blick auf winterliche Lebenswahrheiten zeigt hingegen deutlich, wie nun noch einmal der BRV deutlich herausstellt, dass das Umrüsten von Sommer- auf Winterreifen in jedem Fall sinnvoll ist. Erstens werden Temperaturen unterhalb von sieben Grad in Herbst und Winter regelmäßig von nassen Straßenverhältnissen begleitet; zweitens finden Verkehrschaos und Massenkarambolagen nicht auf trockener, sondern auf schneeglatter Fahrbahn statt. Dieses Plus an Sicherheit wiege einen etwaigen längeren Bremsweg von Winterreifen auf einer theoretisch trockenen Fahrbahn auf, ist man sich beim BRV sicher und sieht sich somit auf einer Linie mit dem Handel. Und dass die Sieben-Grad-Grenze eh nur als „Orientierungswert, nicht als absolute Schallgrenze“ zu verstehen sei, dürfte unter den vermeintlich beschwindelten Autofahrern hinlänglich bekannt sein.

Mit diesem Thema befasst sich im Übrigen auch die neue Frage des Monats.

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