„Truck Force“-Tagung in der Eifel

Zu der jedes zweite Jahr stattfindenden Truck Force-Tagung hatte Goodyear Dunlop die Partner dieses Mal in die Eifel eingeladen, auch um bei dieser Gelegenheit den Reifenfachhändlern das Herzstück dieses Bereichs, das Lkw-Reifenwerk in Wittlich, vorstellen zu können. Von Wittlich aus werden, sobald das neue Logistikzentrum endgültig fertig gestellt ist, in Zukunft alle Lkw-Reifen zum Kunden rollen und nicht nur zu den deutschen Kunden.

Unter dem Dach von Truck Force finden sich Reifenhändler mit einem minimalen Jahresabsatz von 500 Goodyear Dunlop-Reifen, die eine ganze Reihe weiterer Anforderungen zu erfüllen haben. So kommt es auf das Equipment an, auf Sach- und Fachkompetenz, auf den Willen und die Fähigkeit, am 24-Stunden-Service teilnehmen zu können; um nur ein paar wesentliche Punkte hier herauszuziehen. Derzeit verfügt Truck Force in Deutschland über etwa 300 Partner und europaweit über mehr als 1.500 Partner und ist damit auf einem Weg, in absehbarer Zeit Flächendeckung herstellen zu können.

Was auf den ersten Blick recht gut aussieht, muss auf den zweiten Blick nicht unbedingt standhalten können. So kann man von Truck Force-Partnern durchaus Sorgen hören, die Anforderungen seien in der zurückliegenden Zeit heruntergefahren worden und nicht mehr ambitiös genug. Statt auf Qualität habe man sich zu sehr darauf konzentriert, eine möglichst ansprechende Anzahl von Partnern für Truck Force gewinnen zu können. Die Begründung folgt auf dem Fuße: Man habe heute viele Reifenhändler, die bestenfalls 1.000 Lkw-Reifen vermarkten, die Hälfte davon mit Fabrikaten des Goodyear Dunlop-Konzerns. Bricht man diese Zahl auf Monat, Woche oder Arbeitstag herunter, kommt man auf etwa 80 Reifen monatlich und schon weniger als 20 Lkw-Reifen wöchentlich. Davon aber kann man nicht nur nicht leben, sondern man kann auch kaum erwarten, dass diese Partner die erforderlichen Voraussetzungen mitbringen, Truck Force in seiner weiteren Entwicklung helfen zu können.

Dem ist aus Herstellersicht das Argument entgegenzuhalten, dass man die Anforderungen von Anfang an nicht zu hoch schrauben darf, denn ansonsten bliebe die Vermarktung von Nutzfahrzeugreifen stets nur einem illustren Kreis, einem kleinen Zirkel vorbehalten und Newcomer würden systematisch außen vorgehalten. Wie so oft, dürfte auch in diesem Fall die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegen. Warum nicht Interessenten aufnehmen, deren Entwicklung verfolgen, mit ihnen nach Programmen und Maßnahmen suchen, das – vielleicht neu entdeckte – Nutzfahrzeugreifengeschäft in Schwung zu bringen. Wenn es sich dann als Schlag ins Wasser entpuppt, kann man sich immer noch voneinander verabschieden.

Die Truck Force-Tagung ist eigentlich dazu gedacht, die Partner zusammen zu bringen, von ihren Erlebnissen und Erfahrungen profitieren zu können und dies dann in neue und noch bessere Konzepte umzusetzen. Und wenn sich schon mal viele Reifenhändler auf Goodyear-Einladung auf den Weg gemacht haben, kann der Deutschlandchef des Unternehmens nicht sehr weit sein. Das lässt sich Gerd Grünenwald bis heute nicht nehmen: den Kontakt zu seinen Kunden, seinen Händlern.

Dass der Kreis der Truck Force-Partner sehr heterogen ist, lässt sich am Ablauf der Veranstaltung erkennen. Viele Partner gehen mit hoher Begeisterung und großem Interesse von Workshop zu Workshop, andere erscheinen eher gelangweilt. Doch dieser Eindruck ist trügerisch. Die richtigen Truck-Profis wissen, um es im Trucker-Jargon zu sagen, was im Markt vor sich geht und sie wissen auch, wie das Leben so geht. Für sie beginnt der Wert der Veranstaltung beim Abendessen, bei den ersten Bieren und vor wie nach lautem und leisem Showspektakel. Zwischendurch werden untereinander Tipps und Tricks ausgetauscht. Das ist nicht als Despektierlichkeit gegenüber den anderen Teilnehmern zu sehen, sondern für die wirklichen Profis, die sich Tag für Tag mit Nutzfahrzeugreifen beschäftigen, weitaus wichtiger als alles andere. Denn das, was die Veranstalter berichten und „überbringen“ wollen, wissen sie längst.

Aber auch die Workshops bringen den Interessenten weitere neue und wichtige Erkenntnisse. Zwar geben sich die Veranstalter stets große und unübersehbare Mühe, die Teilnehmer schnell einzubeziehen, zu einem Dialog zu kommen, aber nur allzu oft endet es in Monologen. Viele sind zu scheu, sich vor anderen Kollegen mit Problemen auseinander zu setzen und fürchten sich davor, „dumme“ Fragen zu stellen. Nervtötend sind die „intelligenten“ Fragen, die so raffiniert sein sollen, dass ein halbwegs intelligenter Mensch allerdings erst gar nicht der Versuchung erläge, solche Fragen zu formulieren.

Dafür, dass die Veranstaltung als voller Erfolg gewertet werden kann, gibt es ausreichend Hinweise. So gab der Chef der Lkw-Division, Rubert Kohaupt, einen kurzen und prägnanten Marktüberblick. Die Truck Forceler konnten mit Erleichterung und Stolz aufnehmen, welch hohen Stellenwert im Markt die Führungsmarken Goodyear und Dunlop inzwischen erzielt haben.

Goodyear und Dunlop konkurrieren mit Michelin und Bridgestone auf einem Qualitätslevel. Das trifft in preislicher Hinsicht nicht ganz zu, denn der große Rivale Michelin versteht es nach wie vor, weitaus bessere Preise im Markt durchzusetzen als seine Konkurrenten Bridgestone und Goodyear Dunlop, die sich auf einem mehr oder weniger gleich hohen Preisniveau bewegen, wie aus dem Händlerkreis heraus bestätigt werden konnte.

Der Vorteil von Michelin wird in deren NeNa-ReNa-Konzept gesehen. Neureifen werden, sobald sie abgelaufen sind, nachgeschnitten und später runderneuert und wieder nachgeschnitten, sodass letztlich eine Kilometerleistung „herausspringt“, die vom Rest des Feldes nicht erreicht werden kann.

Darauf muss der Wettbewerb, somit auch Goodyear Dunlop, eine Antwort finden. Der eigentliche Vorteil des Wettbewerbers Michelin liegt darin, dass die Karkasse beim ersten Mal bis auf den Gürtel nachgeschnitten werden kann. Ein Teilnehmer der Veranstaltung beschreibt das so: „Die können nachschneiden bis Blut kommt.“ Damit ist der Tatsache Rechnung getragen, dass Michelin bei der ersten Runderneuerung, der Remix-Erneuerung, den Gürtel erforderlichenfalls völlig erneuern kann und erst bei der zweiten und ggf. folgenden Runderneuerungen auf das Kaltverfahren Recamic wechselt.

Um den Wert der Karkassen besser herausstellen zu können, geht man bei Goodyear Dunlop nunmehr auch den Weg, im ersten Leben auch heiß zu erneuern. Zu diesem Zweck hat man sich mit Runderneuerern wie Günther/Diepholz und Ihle/Günzburg zusammengetan. Denn dass Goodyear Dunlop-Karkassen auch für eine Laufleistung von einer Million Kilometer ausgelegt und gut sind, darüber besteht im Markt kein Dissens. Mit dem Schwenk zur Heißerneuerung, wo immer nötig, wird vermieden, dass zu viele Karkassen von vorneherein für die Runderneuerung ausfallen.

Eine alte „Goodyear-Krankheit“ scheint zudem überwunden. Wenn der US-Reifenhersteller gezwungen war, die Qualität seiner Reifen spürbar zu erhöhen, so hat er das in der Vergangenheit noch jedes Mal geschafft. Aber nur allzu oft ist er danach wieder in den alten Trott verfallen, hat die Zügel zwar nicht schleifen lassen, aber eben nach Einsparungsmöglichkeiten gefahndet und konnte dann der Versuchung nicht widerstehen, allein aus Kostenzwängen heraus ein wenig am Qualitätsschräubchen zu drehen.

Dass diese Versuchung heute weniger stark ist, könnte auch daran liegen, dass sich der deutsche Ableger anderweitig Entlastung verschaffen konnte. Zweifelsohne ist Goodyear Dunlop hinsichtlich Distribution und Logistik im Vergleich mit den Wettbewerbern führend. Und das auch dank des bereits in den 80er Jahren eingeführten so genannten „Nachtsprungs“, der eine Lagerhaltung an vielen Plätzen Deutschlands entbehrlich machte.

Dies soll nun noch weiter ausgebaut werden, wie Mitgeschäftsführer Bernhard Blümle den Truck Force-Partnern in seiner Begrüßungsrede zu erklären wusste. Die deutsche Organisation kann natürlich durchaus stolz darauf sein, im Hochlohnland ein System bereits vor vielen Jahren geschaffen und über die Jahre perfektioniert zu haben, das nicht nur den deutschen Ansprüchen des Konzerns genügt, sondern europaweit an der Spitze der Bewegung steht. Blümles Arbeitsbereich ist in hohem Maße dafür verantwortlich, dass die Reifen pünktlich beim Kunden landen, auf dem schnellsten und dem kostengünstigsten Weg. Jeder „in Rückstand“ genommene Reifen ist ein Verkaufshindernis.

Und so ist in den letzten Monaten an das Lkw-Werk Wittlich ein Distributionszentrum angebaut worden mit einer Lagerfläche von 32.000 Quadratmetern und einer Lagerkapazität von nicht weniger als 130.000 Lkw-Reifen mit über 400 verschiedenen Lkw-Größen und Ausführungen, die auf 11.000 flexiblen Palettenstellplätzen mit 2.000 Zugriffsmöglichkeiten auf Anlieferung zum nächsten Kunden warten.

Truck Force stellte sieben strategische Kernpunkte vor. Dazu gehören in erster Linie die Produkte und deren Qualität als solche, die Runderneuerungsfähigkeit und die Logistik. Ferner spielen Reifenmanagement, Marketing, Personal und Personalschulungen eine gehobene Rolle.

Truck Force ist inzwischen aus den Kinderschuhen heraus. Gewährte Goodyear Dunlop in der Vergangenheit u.a. auch deshalb höhere Boni, um die Partner zur „Aufrüstung“ zu motivieren, Investitionen ins Equipment wie in den Fuhr- und Servicepark, Mitarbeiterschulung inklusive, so ist diese Phase inzwischen passee. Demzufolge sind die Boni heute auch „nur“ noch halb so hoch wie früher, aber offenbar immer noch so attraktiv, dass sich die Beschäftigung mit den großen Nutzfahrzeugreifen lohnt. Denn, das bewiesen viele Truck Force-Teilnehmer nachdrücklich: Kompetente Fachleute machen mit der Vermarktung von Nutzfahrzeugreifen immer noch – oder eher schon wieder – einen ansprechenden Gewinn. Wer das Geschäft aber nur nebenher betreiben will, fängt besser erst gar nicht an.

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