Vielversprechender Zwischenstand

Seit Jahren ist Michelin im Motorsport immer in vorderster Reihe dabei. Egal ob in der Formel 1, der Rallye-Weltmeisterschaft oder der MotoGP: In praktisch jeder Top-Kategorie stellt sich der Hersteller aus Clermont Ferrand dem Wettbewerb. 2005 möchten die Franzosen natürlich an die Erfolge der vergangenen Jahre anknüpfen – und die Zwischenbilanz nach etwas mehr als Saisonhalbzeit lasse einen vielversprechenden Trend erkennen. Schon im Januar fuhren Michelin und Konzerntochter BF Goodrich die ersten Erfolge des Jahres ein. In der Sommerpause der Formel 1 wirft die französische Marke einen ersten Blick zurück.

Wie kann ein Reifenhersteller die Qualität seiner Produkte am eindrucksvollsten unter Beweis stellen? Indem er sich in hochklassigen Rennserien mit der Konkurrenz misst. „Michelin und Konzerntochter BF Goodrich trauen sich dies zu – in der bisherigen Saison mit einer überzeugenden Erfolgsquote von 92 Prozent“, heißt es dazu aus Karlsruhe vom deutschen Sitz des Unternehmens Denn von 38 Veranstaltungen, bei denen der Konzern aus Clermont Ferrand in 2005 bisher werksseitig antrat, gewann er 35. Im FIA Marathon Worldcup hat sich der Reifenhersteller mit Partner VW und Bruno Saby am Steuer sogar schon den Titel gesichert – und auch in den anderen Kategorien sieht es überaus erfreulich aus. So etwa in der Formel 1.

In der Königsklasse des Motorsports hat sich durch die Einführung der neuen Regeln (ein Satz Reifen für den gesamten Grand Prix plus Qualifying) das Blatt gewendet – zu Gunsten der Spezialisten aus Clermont Ferrand. Zwölf der ersten 13 Läufe konnten sie für sich entscheiden, nachdem die Ergebnisse der vergangenen Saison eher etwas anderes vermuten ließen. Einzige Ausnahme hier ist das Rennen in Indianapolis. Beim Großen Preis der USA traten alle sieben Michelin-Teams nicht an, da technische Probleme mit den Pneus einen Start auf dem unveränderten Oval-Kurs nicht zuließen – und die Sicherheit aller Beteiligten genieße bei Michelin absoluten Vorrang, dies gelte für den Rennsport ebenso wie für Straßenreifen. „Besonders bedauernswert war diese Entwicklung natürlich für die Fans an der Strecke, die nur sechs der 20 Autos in Aktion erleben durften“, heißt es weiter. „Der Reifenhersteller hat den vor Ort anwesenden Zuschauern bereits kurz nach der Veranstaltung eine großzügige Kompensation zugesichert.“

Abgesehen von diesem Grand Prix konnte Michelin die diesjährige Formel-Klasse dominieren. Den besten Start ins Jahr erwischte Michelin-Partner Renault. Mit vier Siegen am Stück – Giancarlo Fisichella in Australien und Fernando Alonso in Malaysia, Bahrain und San Marino – untermauerte der französische Konzern schon früh seine Ambitionen auf den Titel. Als Alonsos härtester Konkurrent kristallisierte sich schon bald der Finne Kimi Räikkönen heraus, ebenfalls auf Michelin-Pneus unterwegs. Der McLaren-Mercedes-Pilot feierte am vergangenen Wochenende am Hungaroring seinen vierten Saisonerfolg und liegt jetzt mit 61 Punkten nur noch 26 Zähler hinter Alonso (87) auf dem zweiten Rang der Gesamtwertung. Ein ähnliches Bild bietet auch die Herstellerwertung: Auch hier liegt Renault (115) knapp vor McLaren (105). Bei noch sechs ausstehenden Rennen ist also Spannung vorprogrammiert.

Die Rallye-WM gilt als die vielseitigste Motorsportart der Welt, dennoch wird sie momentan von nur einem Mann beherrscht: Sébastien Loeb. Der Franzose, einst als reiner Asphalt-Spezialist verschrien, hat sich längst zum Allrounder entwickelt. 2005 siegte er sowohl auf festem als auch auf losem Untergrund und gewann sieben der neun bisherigen Saisonläufe, davon zuletzt sechs in Folge – ein neuer Rekord. Neben Citroën unterstützt der Hersteller aus Clermont Ferrand auch die Werksteams von Ford und Skoda, also die Hälfte aller in der Rallye-WM vertretenen Hersteller. Während das tschechische Werksteam das wahres Potential seines Fabia WRC noch nicht abrufen konnte, überzeugte Ford-Mann Toni Gardemeister besonders zu Saisonbeginn mit zwei Podiumsergebnissen in Monte Carlo und Schweden – aufgrund der eisigen Bedingungen überaus anspruchsvolle Veranstaltungen.

In der Fahrerwertung führt Loeb (75 Punkte) mit einem komfortablen Vorsprung von 27 Zählern vor Petter Solberg (48) im Subaru. Bei den Hersteller geht es etwas knapper zu: Citroen (96) liegt hier nur knapp vor Peugeot (90) und Ford (62). Dem Restprogramm blickt Michelin optimistisch entgegen: Von den sieben ausstehenden Läufen finden drei auf Asphalt statt – traditionell eine der Domänen der französischen Marke. Ein Titelgewinn wäre für den Reifenhersteller aus Clermont Ferrand besonders reizvoll, da Michelin zum Jahresende die WM-Bühne verlässt und seiner Konzerntochter BF Goodrich in dieser Disziplin den Vortritt überlässt.

Während in den anderen Meisterschaften noch hart um die Plätze gerungen wird, sind die Entscheidungen im FIA Marathon Worldcup schon gefallen: Zwei Läufe vor Schluss machte Bruno Saby im VW Touareg bei der Rallye d’Orient in der Türkei alles klar und holte sich den ersten großen Titel seiner Karriere. Den Erfolg der mit BF Goodrich-Reifen ausgestatteten Wolfsburger komplettierte Teamkollege Giniel de Villiers mit Rang zwei. In der Weltcup-Gesamtwertung liegen sogar drei Touareg-Fahrer ganz vorne: Hinter Saby (56 Punkte) und de Villiers (22) belegte die Deutsche Jutta Kleinschmidt (19) Platz drei. Neben Volkswagen beliefert die Michelin-Tochter BF Goodrich auch weitere namhafte Hersteller: Nissan, Tunesien-Laufsieger Mitsubishi und die seit Jahren erfolgreichen Buggys aus dem Hause Schlesser.

Der Klassiker unter den Wüsten-Rallyes gilt als härteste Prüfung für Mensch und Material – zu recht, denn die Traditionsveranstaltung führt durch die größte Wüste der Erde. Auch dieser Herausforderung haben sich BF Goodrich bei den Autos und Michelin in der Motorrad- und Lkw-Klasse gestellt. Mit Erfolg: Das Podium am „Lac Rosi“ bestiegen ausschließlich Piloten, deren Reifen aus Clermont Ferrand stammten. Die als Favoriten gestarteten Mitsubishi Pajero von Stéphane Peterhansel und Luc Alphand wurden ihrer Rolle gerecht und erreichten das Ziel in Dakar als Erste. Einzig die Kölnerin Jutta Kleinschmidt konnte ihnen folgen. In der Motorradwertung tobte bis zum Schluss ein heftiger Kampf um den Sieg: Am Ende fehlten Marc Coma nur etwa neun Minuten auf Cyril Despres, Platz drei ging an Alfie Cox.

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