Blendende Aussichten für Pirelli

Pirelli Tyres zählt seit Jahrzehnten schon gemeinsam mit Continental und Sumitomo Rubber Industries (Dunlop) zur Gruppe der „Zweiten Drei“ der weltgrößten Reifenhersteller. Das Unternehmen hat sich nicht allein in den letzten Jahren als äußerst erfolgreich und ertragsstark und damit als Perle des Pirelli-Konzerns erwiesen, sondern auch die Zukunftsaussichten dieses Reifenherstellers dürften, verglichen mit allen Konkurrenten, am verheißungsvollsten sein.

Während Konkurrenten für den Abbau alter Strukturen, so die notwendig gewordenen Schließungen veralteter Fabriken, viel Geld bereitzustellen haben und das als „Investitionen“ betrachten müssen, haben die Italiener ihre Hausaufgaben viel früher als viele andere bereits gemacht. Wer wirtschaftlich erfolgreich sein will, braucht ein Produkt, braucht ausgezeichnete Produktqualität, braucht kostengünstige Produktionsmethoden und eine durchweg günstige Kostenstruktur. Und dafür hat Pirelli längst gesorgt. In Europa konzentriert sich einerseits die Produktion von Super-High-Performance-Reifen auf Deutschland und Italien, andererseits ist das Unternehmen auch in „low cost countries“ wie schon seit vielen Jahren in der Türkei und neuerdings auch in Rumänien präsent, wo Pirelli zusammen mit Continental eine Stahlcordfabrik baut, an der sich der deutsche Partner mit 20 Prozent beteiligt hat. Von größerer Bedeutung dürfte jedoch die neue Reifenfabrik in Rumänien sein, in der High-Performance- und SUV-Reifen produziert werden. Vereinfacht gesagt: Wirkliche Hightech-Produktion bleibt in deutschen und italienischen Fabriken, neue Produktionskapazitäten für Volumengrößen entstehen und entstanden in „low cost countries“, während in westeuropäischen Ländern die Roboter in den MIRS-Fabriken tätig sind.

So ist es auch im größten Reifenmarkt der Welt, den USA. Dr. Francesco Gori, Pirellis Reifenchef, zeigte sich im Gespräch mit der Neue Reifenzeitung überzeugt, dass man als Reifenhersteller in den USA präsent sein müsse, sich dort bewähren müsse, wenn man international mehr als nur überleben will. Während aber zum Beispiel der Wettbewerber Continental sich nach wie vor mit alten General-Tire-Fabriken und den alten Strukturen herumschlägt, unter der Last der Pensionsansprüche und der großen, in den USA inzwischen schon verteufelten „Healthcare-Costs“ stöhnt und einen sicher mehr als dreistelligen Millionenbetrag – bisher – in Schließungen investierte, ist Pirelli weitaus besser dran. Die unglücklich verlaufene Armstrong-Akquisition ist längst nur noch Geschichte, denn bereits im letzten Jahrhundert wurden die letzten Tore geschlossen. Jetzt ist der Weg frei für einen Neuanfang. Mit dem Bau einer MIRS-Fabrik in Rome/Georgia wurde ein neuer Anfang gemacht. Aus dieser supermodernen Fabrik rollen nur noch die anspruchsvollsten und wertvollsten Pirelli-Reifen, vorzugsweise auch für das Erstausrüstungsgeschäft, und der große Rest wird aus Südamerika nach Nordamerika exportiert. Im brasilianischen Salvador Bahia hat Pirelli eine große Fabrik ans Netz gebracht, die für den notwendig gewordenen Ausbau der Produktionskapazität sorgte und den Reifenhersteller in die Lage versetzt, den Wettbewerb auf dem hart umkämpften amerikanischen Markt gut bestehen zu können. In Anspielung darauf, dass sich auch Bridgestone und Continental zu größeren Investitionen in Salvador/Bahia entschlossen haben, spricht Gori gerne „vom neuen Akron in Brasilien“.

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