Advan: „Yokohama at its best“

Die Produktbezeichnung Advan ist alles andere als neu im japanischen Konzern. Bereits Ende der 1970er Jahre wurden erste Reifen dieses Namens in Motorsportveranstaltungen eingesetzt. In dem Vierteljahrhundert seither hat sich der Name etabliert, der im Übrigen die Verbindung zwischen den beiden englischen Begriffen „advanced“ (fortschrittlich) und „advantage“ (Vorteil) herstellen soll. Allerdings zog der japanische Reifenhersteller bisher lediglich auf dem heimischen Markt Profit aus dem hohen Bekanntheitsgrad von Advan-Reifen. Dies soll sich nach dem Willen der Konzernmanager nun ändern.

„Yokohama hat nun den Wert dieses Markennamens erkannt“, erklärt Taka Hamaya, der in der Europazentrale der japanischen Yokohama Rubber Co., Ltd. in Düsseldorf für das hiesige Geschäft verantwortlich zeichnet. Der General Manager Europe weist aber gleichzeitig darauf hin, dass es sich bei „Advan“ nicht um eine Marke entsprechend dem deutschen Sprachgefühl handelt. Advan stelle vielmehr eine übergeordnete Produktbezeichnung dar, was aber in englischsprachigen Ländern bereits als „brand“, also als Marke bezeichnet wird.

Bei Yokohama ist man somit zu dreierlei Erkenntnissen gekommen: den Wert Advans in Japan, die hohe Bedeutung einer international einheitlichen Strategie und das Wissen um die hohen Kosten einer so genannten „multi-brand strategy“, bei der das Unternehmen quasi auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen muss. Was bedeutet also Advan für den Hersteller und wie soll das neue Produkt- und Markenkonzept von den Händlern und Endverbrauchern verstanden werden?

Zu allererst soll Advan Ausdruck einer international einheitlichen Strategie sein, unter der künftig zahlreiche Aktivitäten im Motorsport, in der Erstausrüstung, im Tuning aber auch bei der Vermarktung von High-Performance-Reifen zusammengefasst werden. Unter dem neuen Konzept wolle Yokohama Rubber aggressiv bei der Entwicklung von „High-Performance Flaggschiff-Reifen vorwärts drängen“, so das Unternehmen in zahlreichen Publikationen zum Thema Advan. Dies sehe man durchaus als Herausforderung hinsichtlich Produkten und Marketing, aber „Yokohama ist das Unternehmen, das neue Herausforderungen mag“, so Takashi Sugimoto, President Tire Group und somit verantwortlich für das globale Reifengeschäft, anlässlich der Vorstellung des neuen Konzepts. Yokohama will also künftig auf allen Märkten dieser Welt einen Teil seiner Produkte – dies sind Pkw-, SUV-, Motorsport- und OEM-Reifen aus dem Premiumsegment – durch einheitliche Bezeichnungen vermarkten. Auf der Flanke der Produkte wird also in Zukunft nicht mehr „nur“ Yokohama stehen, sondern dann „Advan Yokohama“.

Parallel zur Umsetzung des neuen Produkt- und Markenkonzeptes gehören auch neue Reifen, die ab Frühjahr/Sommer 2005, so die vorläufigen Pläne, auf den deutschen Markt kommen sollen. Anlässlich der Vorstellung des neuen Konzepts in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) stellte Yokohama den aus aller Welt angereisten Journalisten gleich zwei dieser neuen Flaggschiff-Produkte vor. Zunächst einmal den „Advan Sport“, der das neue Aushängeschild im motorsporttauglichen Pkw-Segment des Reifenherstellers werden soll. Der Advan Sport wird ab 2005 in 66 verschiedenen Größen von 205/55 ZR17 bis 295/25 ZR22 verfügbar sein. „Der Advan Sport wurde entwickelt, um dem AVS Sport nachzufolgen und dessen exzellente kinetische Performance zu optimieren“, wie es der Produktbeschreibung heißt. Weiter: „Der Advan Sport bietet noch mehr Sicherheit und Komfort auf Nässe bei gleichzeitiger Laufruhe. […] Weiter bietet er einen starken Grip bei zahlreichen Anwendungen und verbindet ein asymmetrisches Laufflächendesign basierend auf vier umlaufenden Rillen mit einer Mischung, die eine weitest gehend temperaturunabhängige Leistungsfähigkeit erreicht und gleichzeitig den hohen Fahrkomfort erhält.“ Dass der Advan Sport insbesondere für Hochleistungsfahrzeuge entwickelt wurde, die die 300 Km/h schaffen, zeigt nicht nur am Speedindex. Dies zeigt sich auch daran, dass Yokohama bereits seinen ersten großen Coup in der Erstausrüstung landen konnte. Mit dem neuen Bentley Continental GT, dem weltweit schnellsten viersitzigen Coupé mit einer Spitzengeschwindigkeit von 318 Km/h, hat Yokohama nicht nur erneut seine uneingeschränkte Erstausrüstungstauglichkeit in dem Marktsegment der Supersportwagen unter Beweis gestellt – die japanischen Reifenbauer beliefern Bentley Motors aus Großbritannien auch exklusiv.

Die Ausrüstung des Continental GT mit dem Advan Sport ist für die Verantwortlichen bei Yokohama nur der erste Schritt. Wie Taka Hamaya im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erklärt, gebe es derzeit vielversprechende Gespräche mit weiteren Premiumherstellern in Europa, mit denen demnächst weitere Erstausrüstungsverträge für den Advan Sport geschlossen werden. Details zu den Vertragspartnern wollte der General Manager Europe allerdings noch nicht nennen, deutete allerdings an, dass es sich dabei um weitere Fahrzeuge wie den Continental GT handele, dessen Ausstattung zwar ein prestigeträchtiges Unterfangen ist, aber kaum Mengen bringt.

Neben dem neuen Pkw-Reifen Advan Sport wird Yokohama ebenfalls im kommenden Jahr einen neuen SUV-Reifen auf den europäischen Markt bringen, den „Advan S.T.“. Der Advan S.T. wird dem bisherigen Flaggschiff aus Yokohamas SUV-Segment nachfolgen, dem AVS S/T vom Typ Eins. Auch die Leistungsparameter des neuen Advan S.T. soll die Experten überzeugen. Er wurde insbesondere entwickelt, um die neue Generation der Hochleistungs-SUVs zu bereifen. Der Reifen in seinem auffälligen W-förmigen Laufflächendesign mit zwei zentral angeordneten umlaufenden Rillen wird ab 2005 in 30 verschiedenen Dimensionen von 225/55 R17 bis 305/35 R24 auf dem deutschen Markt eingeführt.

Neben der Einführung neuer Produkte steht Advan für die Begriffe „global“ und „High Performance“. Dies seien künftig die zentralen Konzepte des Unternehmens bei der Entwicklung und Vermarktung seiner „top-of-the-line-Reifen“. Das heißt weitere Produkte, die unter das Advan-Konzept fallen, werden folgen. Dabei setzen die Verantwortlichen in Japan und in Düsseldorf in der Europazentrale auch stark auf das Motorsportengagement. Bisher ist Yokohama Exklusivausrüster der Formel 3, seit 2003 läuft das so genannte „Advan Le Mans Project“, bei dem der ehemalige Formel 1-Pilot Ukyo Katayama (1992-1997) aus Japan beachtliche Ergebnisse in der Prototypen-Klasse erzielte, und Yokohama stattet ebenfalls die Seat Leon Supercopa-Rennserie mit Motorsportreifen aus. Man habe zwar noch nicht genau entschieden, worauf man sich in Zukunft in Sachen Motorsport engagieren wolle, so Kazuyoshi Sekiguchi. Der Marketing Manager Europe, der ebenfalls in Düsseldorf arbeitet, ist sich aber sicher, dass es dabei um international renommierte Veranstaltungen handeln wird und handeln muss. Formel 1 jedenfalls, sei auch für die ehrgeizigen Reifenhersteller von Yokohama derzeit kein Thema.

Taka Hamaya, der kürzlich den Posten des General Manager Europe übernahm, zerstreut mögliche Befürchtungen, mit Advan werde Yokohama eine neue Marke im deutschen Sinne aufbauen, die eventuell den Markennamen Yokohama verdrängt. „Advan ist etwas Besonderes“, und soll es auch bleiben. Mit der Vermarktung entsteht also keine Zweit- oder neue Premiummarke im Hause des japanischen Reifenherstellers. „Advan“ stelle vielmehr eine Art Ritterschlag für die besten und hochleistungsfähigsten Produkte der vier genannten Segmente dar (Pkw, SUV, Motorsport, Erstausrüstung). „Wir sind stolz darauf Yokohama zu sein; wir werden den Namen beibehalten“, pflichtet der Marketing Manager Europe, Kazuyoshi Sekiguchi, bei.

Sollten sich Yokohamas ehrgeizige Ziele, die das Unternehmen mit dem Produkt- und Markenkonzept Advan verfolgt, erfüllen lassen, rechnet man mit einer Verdreifachung des Absatzes in Europa. Derzeit verkauft Yokohama rund 3,5 Millionen Einheiten pro Jahr auf Europas Ersatzmärkten. Mittelfristig, so Hamaya, sei das Ziel zehn Millionen verkaufte Einheiten in Europa, von den rund drei Millionen über die Erstausrüstung in den Markt kommen sollen. Vor dem Hintergrund dieser deutlichen Ansage scheinen Kapazitätsausweitungen unerlässlich. So wolle man in China etwa noch zwei weitere Fabriken bauen, nachdem die erste erst jüngst erfolgreich angelaufen ist. Die Kapazitäten im Werk auf den Philippinen soll kurzfristig verdoppelt werden. Und in Thailand wird noch in 2005 eine bereits in Bau befindlich Lkw- und Busreifenfabrik die Produktion aufnehmen. Und was ist mit Europa? „Nachdem all dies umgesetzt ist, werde ich unser Management in Japan bitten, eine Fabrik in Europa zu bauen“, kündigt Taka Hamaya an. Logistisch sei eine stark anwachsende Nachfrage aus der Erstausrüstung in Europa zwar kein Problem – die Reifen könnten nach wie vor über die hiesigen Läger just-in-time geliefert werden. Dennoch sei die Nähe zum Markt ein wichtiges Kriterium, so der General Manager Europe. Derzeit verkauft Yokohama etwa 650.000 Reifen in Italien, 550.000 in Deutschland und 320.000 in Großbritannien. Es gebe zwar noch keine konkreten Pläne, aber ins Auge fassen würde man vermutlich einen Standort in Osteuropa; Hamaya nennt Polen, Tschechien oder Bosnien-Herzegowina als Beispiele. Aber auch ein Standort im Osten Deutschlands sei durch gegebene Steuervorteile sicherlich Teil einer näheren Betrachtung solcher Expansionspläne. Insgesamt sei Yokohama Rubber, also der japanische Mutterkonzern, daran interessiert künftig „mehr in Europa zu machen“, sagt Hamaya. Dies würde sich mit den Aktivitäten der nationalen Organisationen wie etwa der deutschen Yokohama Reifen GmbH oder der britischen Yokohama HPT Ltd. ergänzen und gemeinsam einen größeren Wirkungsgrad erzielen.

Yokohama, ist der General Manager Europe überzeugt, ist mit seinem neuen Produkt- und Markenkonzept Advan auf dem richtigen Weg. Yokohama und Advan seien „anders als andere“, reagiert er spontan auf die Frage, was ihm als erstes zum neuen Konzept einfällt. Advan sei „Yokohama at its best“.

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