Freie Wahl der Reifenmarke in der Formel 1?

Der Onlinedienst F1Total veröffentlicht einen ungewöhnlichen Diskussionsvorschlag von Michelin-Sportchef Pierre Dupasquier, nach dem es den Teams möglich sein soll, sich vor einem Rennen nicht nur für eine bestimmte Gummimischung, sondern auch für eine Reifenmarke frei zu entscheiden, also immer wieder aufs Neue die Frage zu beantworten, ob man denn besser mit Michelin- oder Bridgestone-Reifen – die beiden aktuellen Ausrüster der Formel 1 – unterwegs sei.

Hintergrund: Um Kosten zu senken, aber auch um die Geschwindigkeiten bei Formel 1-Rennen zu verringern und für mehr Überholmanöver und damit ein Plus an Spannung zu sorgen, wird das Reglement geändert. Und da die Verbesserungen der Rundenzeiten in den letzten Jahren ganz maßgeblich auf das „schwarze Gold“ – wie Michael Schumacher einmal sagte – zurückzuführen ist, soll auch das Reifenreglement neu geschrieben werden. So stößt der Vorschlag, nur noch einen exklusiven Reifenlieferanten zu haben, durchaus auf Resonanz.

Denn vor allen die beteiligten Autohersteller ärgern sich darüber, dass in den Medien zwar viel von den Leistungen der Reifen nachzulesen ist, aber wenig von den Motoren. Nicht Toyota-, Mercedes-, BMW-, Ford- oder Ferrari-Motoren messen ihr Potenzial, sondern die Reifen von Michelin und Bridgestone – und die profitieren beim „Reifenkrieg“ unterm Strich beide. Sie werden beide in den Medien genannt, mal verspricht der eine Fortschritt, mal der andere. Und sie nutzen ihr Formel 1-Engagement nicht zuletzt für diverse Marketingmaßnahmen. Sollte die Wettbewerbssituation für die Reifenhersteller entfallen, würde – wie das ja früher der Fall war, als Goodyear noch den Status eines Alleinlieferanten hatte – das Thema Reifen vermutlich in der Berichterstattung kräftig Einbußen hinnehmen müssen. Dann sind nicht mehr die Reifen der Grund für einen Sieg, sondern möglicherweise die Ausrede für eine Niederlage.

Michelin und Bridgestone sind also beide nicht erfreut, wenn sich die zuständige Rennsportbehörde FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) entschließen sollte, nur noch einen Exklusivausrüster zu erlauben. Mittlerweile werden immer neue Vorschläge das Reifenreglement betreffend gemacht, auch der von Dupasquier dürfte so eher als Diskussionsbeitrag gemeint sein. Denn auch der Michelin-Sportchef weiß, dass einerseits das Wettrüsten zwischen Michelin und Bridgestone nicht beendet wäre, denn beide würden darum kämpfen, von den Teams ausgewählt zu werden. Andererseits stehen kommerzielle Dinge dem entgegen, sind doch die F1-Verträge, die im Allgemeinen die Bindung eines F1-Teams an einen Reifenzulieferer für drei Jahre festschreiben, auch mit Erstausrüstungsvereinbarungen für Straßenautos verknüpft.

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