Zunehmender Fusionsdruck auf kleinere Automobilzulieferer

In den ersten sechs Monaten diesen Jahres kam es in der Automobilindustrie zu einer Welle von Fusionen und Übernahmen – die Zahl der Transaktionen stieg um 41 Prozent auf 315, davon 133 in Westeuropa. Dies ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Studie von Ernst & Young Corporate Finance. Besonders stark angestiegen ist dabei der Analyse zufolge die Zahl der Fusionen und Übernahmen im Bereich der Kfz-Zulieferer. Wurden derer 99 im zweiten Halbjahr 2002 registriert, so hat sich die Zahl in den ersten sechs Monaten diesen Jahres auf 139 (Deutschland: 14) und damit um rund 40 Prozent erhöht. Laut Ernst & Young sank gleichzeitig das durchschnittliche Transaktionsvolumen in der Zulieferindustrie weltweit von 95 Millionen auf 48 Millionen Euro. Dies deute darauf hin, dass sich die Fusions- und Akquisitionsaktivitäten in Richtung kleinerer Unternehmen verschieben. „Bei den großen Zulieferunternehmen mit starker internationaler Aufstellung ebbt die Konsolidierungswelle ab. Gleichzeitig bahnt sich eine deutliche Marktbereinigung bei den mittleren und kleinen Zulieferern an,“ erklärt Hans-Joachim Tritschler, Partner bei Ernst & Young Corporate Finance. Dies gelte auch für die deutsche Zulieferbranche.

Die Unternehmen befinden sich nach seinen Aussagen in einem Dilemma: Einerseits müssten sie, um konkurrenzfähig zu bleiben, ihre Kosten- und Technologieführerschaft behaupten. Die dafür notwendigen Investitionen würden aber angesichts der Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe immer schwieriger. „Das Finanzierungsdilemma der kleineren Zulieferer wird ein Hauptgrund für die weitere Konsolidierung der Automobilzulieferer sein,“ erwartet Tritschler. Innerhalb des Segments der Zulieferer gab es weltweit die meisten Fusionen und Übernahmen in der Teilbereichen Antriebsstrang und Chassis, in denen sich die Zahl der Transaktionen jeweils fast verdoppelte. Diese Zunahme sei auf die anhaltenden Outsourcing-Bemühungen auf Seiten der Autohersteller und dem damit einhergehenden Trend zu einer höheren Modularisierung zurückzuführen. Das heißt, dass die Fahrzeughersteller von ihren Zulieferern mehr und mehr die Anlieferung kompletter Module an die Produktionsbänder erwarten anstatt einzelner Komponenten. „In Zukunft werden wir eine überdurchschnittliche Zahl von Übernahmen in den beiden Teilbereichen Antriebsstrang und Chassis sehen, da hier noch weiterer Bedarf an dem Aufbau von Modulkompetenz besteht“, erwartet Tritschler.

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