Sicher ist sicher: Der Bremsencheck vor der Fahrt in die Ferien

“Fuß vom Gas nehmen und beherzt bremsen” – diesen Ratschlag geben Experten regelmäßig in Fahrsicherheitstrainings mit Wohnwagengespannen. Dieser Rat ist wichtig, denn nur wenn der Caravan den Zugwagen quasi “schiebt”, setzt die Auflaufbremse des Wohnwagens ein und bremst ebenfalls. Das heißt aber auch, dass die Bremse des Zugwagens in einwandfreiem Zustand sein muss. Ein guter Bremsbelag setzt die Fußkraft des Fahrers sofort ohne langen Pedalweg und ohne große Kraftanstrengung um. Ein abgefahrener Bremsbelag gefährdet die Leistung der ganzen Bremsanlage und führt zu einer unnötigen Verlängerung des Bremsweges. Das Gewicht des Wohnwagens, das erst mit Einsetzen der Auflaufbremse abgefangen wird, belastet die Bremse zusätzlich. Der Bremsweg von Gespannen ist ohnehin deutlich länger als der Bremsweg des Autos allein, ein defekter Bremsbelag kostet wertvolle Meter. Schleichender Verschleiß der Bremsbeläge und der zunehmende Wassergehalt in der Bremsflüssigkeit können im Extremfall sogar zum sogenannten “Tritt ins Leere” führen. Es steht also mehr auf dem Spiel als ein unbeschwerter Urlaub – es geht um die eigene Sicherheit und die der anderen Verkehrsteilnehmer. Die Bremse ist ein absolutes Sicherheitsteil im Auto, doch meist kommt es erst bei einer Inspektion oder vor der Hauptuntersuchung ans Licht, wenn sie nicht mehr voll funktionstüchtig ist. Zwei Jahre liegen zwischen den Hauptuntersuchungen, und die Inspektionsintervalle werden immer länger. Dazwischen – und das ist das Problem – verschleißen die Bremsen schleichend. Das bemerkt der Autofahrer naturgemäß nicht, und so gewöhnt er sich unmerklich an längere Pedalwege oder stärkeren Druck aufs Bremspedal. Die Gefahr dabei: In Extremsituationen versagt das gesamte Bremssystem. Der Zeitpunkt, wann ein Belag nicht mehr zuverlässig arbeitet, hängt von Fahrweise, Belastung und vor allem von seiner Qualität ab. Im Herbst 2002 testete die französische Zeitschrift AutoPlus, ein Schwesterblatt der AutoBild, das Verhalten von zehn unterschiedlichen neuen Belägen unter Belastung. Als Testsieger landeten Beläge der Marke Lucas auf dem ersten Platz. Eine besondere Tücke hat die Bremsflüssigkeit: Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch, das heißt, sie nimmt laufend kleine Mengen von Luftfeuchtigkeit auf. Wird in diesem Gemisch der Anteil des Wassers zu hoch, dann sinkt der Siedepunkt der Bremsflüssigkeit. Bei hohen Temperaturen an der Bremse kann die Flüssigkeit frühzeitig zum Kochen kommen. Dabei bilden sich Dampfblasen, der Bremsdruck lässt nach bis hin zum Totalausfall des Bremssystems. ”Moderne Bremssysteme sind Hochleistungssysteme”, erklärt Jochen Leuthold, Vertriebsleiter des Bremsenspezialisten TRW in Neuwied, zu dem die Marke Lucas gehört, “sie unterliegen einem natürlichen Verschleiß und behalten ihre Leistungsfähigkeit nur dann, wenn sie regelmäßig gewartet werden.” Das gilt gleichermaßen für die Bremsen des Zugwagens wie für die Trommelbremsen des Caravans. Experten zufolge müsste annähernd die Hälfte der Fahrzeuge in Deutschland aus dem Verkehr gezogen werden, weil die Bremsen nicht mehr in einwandfreiem Zustand sind. Und auch der TÜV schlägt Alarm: Mehr als zehn Millionen Fahrzeuge in Deutschland sind im Jahr 2002 mit Mängeln unterwegs gewesen. Die Fachleute von TRW warnen: “Defekte Bremsen sind keine Bagatellen, sondern stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar.” Deshalb empfiehlt es sich, rechtzeitig vor der Fahrt in den Urlaub in einer Werkstatt einen Blick auf Bremsscheiben, -beläge und Bremsflüssigkeit werfen zu lassen. Der Fachmann sieht sofort, ob die Bremse noch in Ordnung ist oder ob Beläge gewechselt werden müssen. Auch die Siedepunktmessung der Bremsflüssigkeit ist keine große Angelegenheit. Der ganze Bremsencheck dauert meist nicht länger als 15 Minuten. Wenn Beläge oder Flüssigkeit getauscht werden müssen, dann erledigt das die Fachwerkstatt kompetent und zuverlässig und zu einem marktüblichen Preis. Viele Werkstätten bieten vor dem Urlaub sogar Servicepakete zum Sonderpreis an. In der Werkstatt können die Fahrer von Gespannen auch prüfen lassen, ob die Bremsen beider Fahrzeuge gut aufeinander eingestellt sind. Im Idealfall reagiert die Auflaufbremse nicht erst auf ruckartiges Bremsen des Zugfahrzeugs, sondern bremst – gerade bei langen Bergabfahrten – konstant mit. Auch ein Blick auf den Stoßdämpfer der Caravan-Auflaufbremse lohnt sich. Je besser er das Auflaufen auffängt, um so komfortabler und sicherer ist die Fahrt. Sind neue Beläge fällig, so empfehlen Spezialisten: Mit neuen Bremsbelägen sollte man die ersten 200 bis 500 Kilometer vorsichtig fahren und starke Bremsvorgänge nach Möglichkeit vermeiden. Die Oberflächen der neuen Beläge müssen sich erst an die Bremsscheiben anpassen. Diesen Vorgang nennt man “Einbetten”. Sanftes Einbetten steigert die Leistung und die Lebensdauer eines Bremsbelages.

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