Michelin mit Rekordzahlen für 2002

Obwohl der Umsatz 2002 mit 15,645 Milliarden Euro gegenüber 2001 um 0,8 Prozent rückläufig war, übertrumpfte der Michelin-Konzern mit einem Operating Income von 1,225 Milliarden Euro ( das sind 7,8 % vom Umsatz und 18 % mehr als 2001) die ohnehin schon hohen Erwartungen der Finanzwelt. Der Nettogewinn sprang um gleich 107 Prozent auf 614 Millionen Euro. Gleichzeitig hat der Konzern binnen eines Jahres die Schulden um mehr als eine Milliarde Euro reduzieren können. Damit ist Michelin weiterhin der weltweit mit weitem Abstand am besten verdienende Reifenhersteller. In den Pension Funds sind nochmals mehr als 200 Millionen Euro eingezahlt worden, so dass Edouard Michelin gestern vor der Presse in Paris mit Blick darauf feststellen konnte: “Unsere Position ist einwandfrei.” Schon das ganze Jahr über hatte das Management im Blick auf das Operating Income an der vorgegebenen Zielzahl von etwa 7,3 Prozent festgehalten. Dass es letztlich dann sogar 7,8 Prozent wurden, überraschte angenehm. Der sichtlich gut aufgelegte Konzernchef Edouard Michelin führte aus, man wolle auch in Zukunft die Schulden noch weiter reduzieren, aber man strebe keinesfalls ein Ziel von null an, weil es zu viele Möglichkeiten noch gäbe, die auch genutzt werden sollten. Mit Pkw- und Leicht-Lkw-Reifen erwirtschafte Michelin einen Umsatz von 7,947 Milliarden Euro und ein Operating Income von 764,8 Millionen Euro (entspricht einer Marge von 9,6 %). Damit könnte der eine oder andere Wettbewerber vielleicht noch Schritt halten, jedenfalls relativ. Doch noch imponierender sind die Ergebnisse der Lkw-Division. Mit einem weltweiten Umsatz von 3,944 Milliarden Euro und einem Operating Income von 484,8 Millionen Euro (entspricht einer Marge von 12,3 %) stellten die Franzosen in absoluten Zahlen und auch in relativer Betrachtung den gesamten Wettbewerb in den Schatten. Doch ein paar “Baustellen” hat Michelin auch noch abzuarbeiten. So läuft das Geschäft mit EM-Reifen nicht rund und auch das Geschäft mit Felgen lässt zu wünschen übrig. Allerdings sind das nur Peanuts in der Gesamtbetrachtung. Ausführlich beschäftigen sich der Konzernchef und der Finanzchef Michel Rollier mit den Verpflichtungen aus Pension Funds, um sodann feststellen zu können, dass die Deckung einwandfrei sei und Michelin sich in einer weitaus besseren Position befinde als die allermeisten Wirtschaftsbetriebe. So zeigte sich das Management “mit unseren derzeitigen Ergebnissen sehr zufrieden und wir bleiben auch zuversichtlich für die kommenden Jahre. Die nächsten drei Monate mögen Unsicherheit erzeugen, aber für die kommenden drei Jahre sind wir sehr optimistisch” meinte Edouard Michelin. Wegen der weltpolitischen Lage wolle man aber für den Verlauf des Jahres 2003 auf jegliche Prognose verzichten. Auf kritische Fragen einiger Journalisten bezüglich der Zukunft des Pax-Systems sowie auf eine Kaufzurückhaltung amerikanischer Verbraucher gegenüber französischen Produkten wegen der derzeitigen Haltung der französischen Regierung ging er ebenfalls ausführlich ein: “Vielleicht ist die Initialphase länger als Sie und wir erwartet haben. Aber wir bleiben sehr optimistisch, wir haben mehr als nur einen Anfang bereits geschafft. Denken Sie nur an die Startschwierigkeiten des Airbag. Zunächst gab es einen für den Fahrer, inzwischen sind bis zu sechs Airbags in einem Fahrzeug. Oder ABS. Es kommt doch kein neues Fahrzeug mehr ohne ABS. Eine solche Entwicklung kann auch das Pax-System nehmen,” um sodann fortzufahren: “Wir sehen unsere Reifen nicht als französische Produkte. In den USA sind wir amerikanisch, in Europa europäisch, in Frankreich französisch. Unser Konzern beschäftigt fast 30.000 Menschen in den USA, unsere Marke ist die am besten akzeptierte und respektierte, der Bib das bekannteste Logo weltweit. Amerikaner sehen uns als amerikanisch, einen Boykott von Michelin-Reifen sehe ich nicht.” Warum schafft der Michelin-Konzern in durchaus schwierigen Zeiten solch herausragende Ergebnisse? Es hat wohl sehr viel mehr mit deren Strategie und Philosophie zu tun als man gemeinhin anerkennen mag. Wenn Edouard Michelin sagt, man wolle eine Balance schaffen zwischen den Ansprüchen der Aktionäre, denen der Belegschaft, denen der Umwelt und denen der Kunden, so ist das nicht so aufregend neu. Das wollen viele andere Reifenkonzerne erklärtermaßen auch. Allerdings ist fraglich, ob sich das Management an den selbst auferlegten Vorgaben auch misst. Für Kunden brauche man, so der Konzernführer, Produkte. Ohne Kunden erziele man keine Resultate. Ohne motivierte Teams -hier die Belegschaft von 130.000 Mitarbeitern weltweit- gebe es keine guten Produkte und ohne Aktionäre stünde dem Konzern das Geld nicht zur Verfügung, das zur Herstellung von Reifen eben erforderlich sei. Das seien die Fakten und diesen Fakten habe man sich täglich zu stellen. Und damit es zu einer Verständigung all derer, die berechtigte Bedürfnisse erfüllt sehen möchten, kommen kann, sei eine offene und umfassende Berichterstattung bei allen Gelegenheiten vonnöten. klaus.haddenbrock@reifenpresse.de

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