Mit dem Goodyear Wrangler durch Tunesiens Wüste

Viel Sand für wenig Schotter Das elitäre Beispiel “Paris Dakar” hatte eine frühe Folge: Seit 21 Jahren schon bietet die “Sahara Rallye El Chott” ein Wüstenabenteuer im erschwinglichen Format. Der neue Chef der Veranstaltung, Stefan Bruckner aus Unterhaching bei München, hatte das vor wenigen Wochen mit einem sehr sozialen Tarif unterstrichen. 1.075 Euro Nenngeld pro Person für zehn Tage Fahrvergnügen auf Tunesiens Sand und Schotter; die Fährpassagen und zwei Übernachtungen im Hotel sind darin eingeschlossen. Kein Wunder, dass die Nachfrage unter www.elchott.de groß ist und die Veranstaltung mittlerweile auf 107 teilnehmende Teams angewachsen ist. Brennpunkt der sehr bewegten Handlung ist die Oase Douz südlich des Chott Djerid, das schon Karl May in seinem Buch durch die Wüste als einen Salzsee voller Schrecken schildert: “Wehe dem, der nur eine Handbreit von dem schmalen Pfad abweicht! Die Kruste gibt nach, und der Abgrund verschlingt augenblicklich sein Opfer.” So gnadenlos ist das Chott in einer 125 Jahre älteren Wirklichkeit nicht mehr. Es fordert die Fahrer, zermürbt die Autos, quält die Reifen, aber verschlungen wird hier keiner mehr. Zur Freude am Fahren kommen wohlig warme Temperaturen um 28 Grad am Mittag. Die echten Helden, die vom ersten Tag an die Spitze des Feldes sicher im Griff haben, erleben die Wüste noch ein paar Grad heißer. Denn sie nehmen ihre Sache mindestens so ernst wie die Kollegen in der Formel 1. Der Schweizer Christian Bieri (Yamaha) und der Magdeburger Reiner Fink (Husaberg) sind zehn Tage lang so scharf durch Sand und Geröll getobt, dass sie das Ziel mit der gleichen Zeit aus allen Sonderprüfungen von 15 Stunden und zehn Minuten erreichen. So kommt es dann zum Abschluss der Rallye zu einem Stechen über zwei Runden auf der Kamel-Rennbahn von Douz, das nach häufigem Wechsel der Fürhung von dem Schweizer gewonnen wird. Mindestens so ernsthaft sind auch Oliver Koepp und Martin Stahler mit ihrem 400 PS starken Mercedes G 55 bei der Sache. Aber auch sie müssen das letzte Stück ihres Sieges hart erkämpfen, denn auf der finalen Etappe fällt die Servolenkung des 2,5-Tonners aus. Die heiteren Helden fahren weiter hinten, für sie ist der Ausflug in die Wüste ein Vergnügen, das teils mit gut bürgerlichen Enduros oder Geländewagen bestritten wird, doch oft auch mit ganz exzentrischen Geräten. Die an der Berliner Bühne “Wilde Mischung” tätige Schauspielerin Lilly Walden ist für ein Video-Team von Fit for fun-TV mit ihrem MZ-Gespann unterwegs. Zwei Mannschaften üben sich in der Bändigung von russischen Ural-Maschinen mit Seitenwagen. Dieter Zitzelsberger fährt seine Solonummer auf einer indischen Enfield. Zwei Tage bleibt er mit dem Fossil in der Wertung, aber bis zum Schluss knattert er die Etappen mit. Unter den Autos ist alles vertreten, was den Dreck nicht scheut. Die Skala reicht von kleinen Suzuki Samurai bis zum gigantischen Tatra 8×8, dessen Ladekapazität vom Veranstalter genutzt wird. Auch der IFA-Laster aus den Beständen der Volksarmee tut Gutes: Er serviert die Lunchpakete in der Mittagspause. Vergnügliches Fahren im Sand – so fein wie Staub – am Rande des Chott gönnen sich auch neun Journalisten und acht Kamera-Teams, die mit vier der neuen Jeep Cherokee der Rallye folgen. Mit den gleichen Goodyear AT-Geländereifen, wie sie der Wrangler Rubicon bekommt, haben die Jeeps und ihre Fahrer die Wüste gut im Griff. Sie kommen im Gegensatz zu manch anderem Teilnehmer ohne Plattfuß durch den Schotter und bezwingen den Sand mit einem Druck von 1,4 bar. Und wenn zu viel Behutsamkeit doch mal einen einsanden lässt, dann regelt ein Kollege die Sache schnell mit seinem Cherokee und einem langen Bergegurt. Auf solche Abenteuer haben die Briten Gary Holden und Jeremy Nichols von vornherein verzichtet. Nicht etwa weil sie nicht die gleichen guten Reifen haben, sondern weil sie aller Welt zum Trotz im völlig falschen Auto sitzen. Denn dieses ist ein ganz normaler Citroën 2CV und nicht das alte legendäre Wüstentier mit zwei Motoren. Die zwei sind dennoch jeden Tag dabei und abends wieder pünktlich im Camp beim Hotel Touareg in Douz. Ihr Trick: Sie haben jede Düne und fast allen Sand weiträumig umfahren. Einen Platz in der Wertung hat ihnen das nicht gebracht, aber jede Menge Beifall bei der Zieldurchfahrt.

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