Bridgestone bläst zum Angriff auf Europa

Die Muttergesellschaft in Japan erhöht das Gesellschaftskapital ihrer europäischen Tochtergesellschaft Bridgestone/Firestone Europe noch vor Jahresende 2002 um 400 Millionen Euro. Damit sollen die europäischen Fabriken erweitert und die Verkaufsgesellschaften gestärkt werden. Da der Konzern in Asien weiterhin sehr gut verdient und die Schwierigkeiten in den USA nach dem Reifenrückruf schon gelöst sind, hat man nun alle Hände frei, um in Europa mit Hilfe einer großen Kraftanstrengung einen weiteren Sprung nach vorn zu schaffen. Es ist schon außergewöhnlich. Während bei manchem Wettbewerber derzeit auch noch der letzte Dollar und letzte Euro herausgekitzelt wird zum Abbau von Schuldenbergen, investiert Bridgestone nun schon wieder in größerem Rahmen. Wer die langfristig agierenden Japaner einzuschätzen weiß, der geht ohnehin davon aus, dass mit der hier beschriebenen Kapitalerhöhung von immerhin 400 Millionen Euro (die allerdings auch Sonderabschreibungen erst möglich macht) nur ein erster Schritt getan wurde, dem weitere folgen. Wie es in internen Unterlagen heißt, soll insbesondere die Produktionskapazität für Pkw-Hochleistungsreifen spürbar erhöht werden; die Fabrik im polnischen Poznan wird ihre derzeitige Tagesproduktion von 10.000 Reifen mehr als verdoppeln. Nach einer Ausbaustufe sollen 23.000 Reifen dort täglich hergestellt werden. Nicht genug damit. Auch die Lkw-Reifenproduktion wird ausgebaut. Die Fabrik in Bilbao soll die Produktion von 3.500 auf 4.600 Einheiten pro Tag steigern bis zum Jahr 2005. Im Rahmen dieser Maßnahmen wird Bridgestone auch ein paar heftigere Sonderabschreibungen in den europäischen Werken (ausgenommen Poznan) in der Größenordnung von 300 Millionen Euro vornehmen, eine die Bilanz, aber nicht den Cashflow beeinflussende Maßnahme. Besonderes Augenmerk wird weiter auf Forschung und Entwicklung gelegt. So wird eine neue Teststrecke, zusätzlich zu der bereits bestehenden, in Rom gebaut insbesondere zum Testen von Hochleistungsreifen. Am gleichen Ort entsteht ein Trainings- und Kommunikationscenter für die europäische Belegschaft, Händler und Kunden. Und wenn man schon mit Änderungen befasst ist, dann kann gleich eine Namenskürzung bekannt gegeben werden. Das Unternehmen firmiert künftig unter Bridgestone Europe NV/SA und gibt den bisher geführten Namen Bridgestone/Firestone Europe auf. Auch das scheint eine sehr konsequente Weiterentwicklung zu sein. In diesem Konzern gibt eben Bridgestone den Ton an, alle anderen Marken sind “zweite Geige” hinter Bridgestone. Mit diesem ersten Kraftakt scheinen die Japaner jetzt in Europa wirklich zum Großangriff zu blasen. Sie haben stets Europa wegen der europäischen Automobilindustrie als weltweit wichtigsten Markt betrachtet. Auf dem wollen sie nun teilnehmen wie sie es in Nord- und Südamerika seit langem schon und in Asien seit Jahrzehnten tun. Bridgestone betreibt derzeit in Europa neben dem Forschungs- und Entwicklungscenter in Rom sechs Reifenfabriken und vermarktet die Produkte über 17 Verkaufsgesellschaften in 17 verschiedenen Ländern Europas.

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