Die Dynamik der Automobilwirtschaft

Wer sich die Börsenkurse anschaut, sieht keinerlei Dynamik in der Automobilwirtschaft: Die Kurse sowohl der Fahrzeughersteller als auch ihrer Zulieferer dümpeln weitgehend unter denen anderer Wirtschaftszweige und sind weit entfernt von den Steigerungskurven der Unternehmen, deren Hauptaktivitäten im Bereich der Informationstechnologien liegen. Täuscht das Bild? Nie war die Anzahl der Fusionen, gegenseitigen Beteiligungen und Allianzen in der Automobilwirtschaft größer als in den ersten Monaten diesen Jahres. Eine Konsolidierungswelle nie gekannten Ausmaßes geht über die Pkw-, Lkw- und Zubehörindustrie hinweg: Größe scheint zum Wert an sich zu werden, das Stichwort Globalisierung wird als Rechtfertigung für teure Akquisitionen genommen, das Internet verändert auch das Gesicht der Automobilwirtschaft (einerseits hinsichtlich des Einkaufs von Zulieferteilen, andererseits hinsichtlich des Vertriebs der Fahrzeuge). Da treffen erste Hiobsbotschaften ein: Der deutsche Neuzulassungsmarkt bricht ein; ob diese Rückgänge dauerhaft vom Exportboom aufgefangen werden können, wird angesichts erster Schwächetendenzen selbst auf dem jahrelang so überragend starken US-Markt immer zweifelhafter. Die Zeit stetig wachsender Absatzzahlen in den wichtigen automobilen Märkten geht zu Ende. Nervosität erfasst die ersten Autobauer, die mit hektischen Personalwechseln und teuren, den Verkauf ankurbelnden Incentives reagieren. Ob der gegenwärtige Absatzeinbruch beschwichtigend als “Rückkehr zur Normalität” gewertet werden kann oder die aufziehenden Wolken ein heftiges Unwetter ankündigen, wird sich in den nächsten Monaten entscheiden: Der Verdrängungswettbewerb in der Automobilwirtschaft ist ungebrochen – eine Dynamik, die auch Verlierer erzeugen wird.

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